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Stutenhengsthaltung oder „Ich gehe nochmal zwischen die Beine gucken…“

Ich habe mir vor vier Jahren eine Stute gekauft und habe diese Entscheidung aus vielen Gesichtspunkten auch mal bereut – aus einem allerdings nicht: Aus dem Aspekt der Stallsuche. Inzwischen schon.
Sucht man bei uns in der Gegend nach einem Stall, bleibt es unausweichlich, die Anzeigen: „Biete Platz für Wallach“, „Offenstallplatz in Wallachherde“ „Bieten schönen Platz auf unserem Trail für Wallache“. Und auch, wenn man nicht privat, sondern in den Reitvereinen sucht, bekommt man das Gleiche zu hören: „Sorry, die Box vergeben wir nur an Wallache“.
Wann ist es bitte so schwer geworden, einen Platz für eine Stute zu bekommen?! Ich kann es ja verstehen, dass man in einer reinen Hengsthaltung keine Stuten haben will, weil die Hengste sonst hechelnd und posierend vor der betreffenden Box Schlange stehen. Umgekehrt verstehe ich es auch. Aber wo sind denn bitte die Zeiten hin, in denen gemischte Herden total normal waren und jemand, der eine reine Wallachherde gesucht hat, noch eine ziemlich kleine Auswahl hatte?
Inzwischen kann ich froh sein, wenn ich mit meiner Stute überhaupt ein Bein an Land bekomme. Wie, ich will eine artgerechte Haltung für sie oder sie nicht nur auf einem Quadratmeter halten? Pech! Selbst wenn die Plätze ewig leer stehen, wird es kein Stutenplatz. Dann gehen dem Stallbetreiber halt hunderte Euro flöten, obwohl ich sogar mehr als die anderen bezahlen würde, nur um mein Pferd irgendwo unterbringen zu können!
Ich frage mich auch, woran es liegt, dass auf einmal nur noch Wallache Pferde sind, die es verdient haben, ein gutes zu Hause zu haben? Rasten plötzlich alle Wallache beim Anblick einer Stute ebenfalls so aus wie der pure Hengst im Deckeinsatz? Ja, es gibt biestige Stuten, aber es gibt genauso Horrorwallache, die ihre Herdenmitglieder am liebsten persönlich durch den Fleischwolf drehen wollen. Solange es nicht die Gefahr eines ungewollten Deckakts mit all seinen Risiken gibt, bin ich immer dafür, die Herden nach den Pferden zusammenzustellen und nicht nach Stute oder Wallach.
Ich mag es ja noch verstehen, wenn es schlichtweg nur eine Wallachherde gibt. Auch wenn Chessy bereits in einer sonst reinen Wallachherde gestanden hat und es überhaupt keinen Unterschied machte. Letztlich ist das aber immer noch verständlicher als die Höfe, die ohnehin eine reine Boxenhaltung anbieten oder bei denen zwei Herden existieren. Ob diese eine freie Box denn nun eine Stute oder einen Wallach beherbergt, ist vollkommen egal. Und auch, ob nun eine Stute mehr auf dem Paddock steht, macht den Braten einfach nicht mehr fett. Aber es muss ja einfach Wallach an der Box stehen. Weil….Ja, weil.

Ist offenbar inzwischen eine Hute. Oder doch ein Stengst? Wir sollten sie auf jeden Fall als Wallach tarnen.

Colosan

Ich habe mich entschieden, das Ganze ein wenig anders aufzuziehen. Da ich wenig wirklich teste, wird die Kategorie gerade lieber mit Sachen gefüllt, die in meinem Pferdeschrank einfach nicht fehlen dürfen. Das sind Dinge, bei denen ich schon Schnappatmung bekomme, sobald sie einen gewissen Stand erreicht haben. Dann muss sofort nachgeordert werden.

Eins dieser Dinge ist mein ColoSan. Hierbei handelt es sich um ein Mittel bei „futterbedingten Blähungen und Magen-Darm-Störungen“ (https://colosan-saluvet.de/information-fuer-pferdebesitzer/), soll also vor allem bei Koliken wirksam sein. Es hilft bei Krämpfen und Blähungen, unterstützend bis der Tierarzt kommt oder löst bei leichten Unpässlichkeiten die Probleme schon bereits so. Auch die Zusammensetzung ist sehr schön, denn das Öl enthält nichts, was nicht ins Pferd gehört:

Sternanisöl0,10 g
Bitterfenchelöl0,10 g
Kümmelöl0,10 g
Zimtöl, chinesisches0,17 g
Schwefel0,25 g

Sonstige Bestandteile: Raffiniertes Leinsamenöl

(https://colosan-saluvet.de/information-fuer-pferdebesitzer/)

15 ml sind das Maximum für Pferde, Ponys und Schettys brauchen entsprechend weniger (je nach Gewicht)

Zum Glück hatten wir noch nicht das Problem, dass Chessy eine große Kolik hatte, aber sie ist schon ein Kandidat, bei dem es gerade durch Blähungen dazu kommen kann. Aufgrund einer Dysbiose im Darm (die jetzt erst entdeckt wurde, ganz großes Dankeschön an meine neue Tierärztin!) kann es auch mal zu Fehlgährungen kommen. Um vorzubeugen, dass es eskaliert, gebe ich gerne ColoSan, 15ml einfach in einer Spritze aufgezogen und ab ins Maul damit – sie frisst ja bekanntlich fast alles. 😀 Gerade bei Blähungen hat uns das Fläschchen schon gute Dienste geleistet und das Pony wieder wesentlich entspannter gemacht.
Das Gute ist, dass man ColoSan nicht wirklich falsch geben kann. Gerade bei einer vorbeugenden Maßnahme dosiert man ja nun doch sehr nach Gefühl und das kann einen auch mal täuschen. Allerdings werden die enthaltenen Öle laut Hersteller einfach verstoffwechselt, wenn sie nirgends einen Krampf lösen können. Deshalb freue ich mich gerade bei den momentanen Wetterwechseln (von -4 Grad auf 7-11 Grad innerhalb von zwei Tagen) darüber, auch vorbeugen zu können.

Seid bei der Anwendung allerdings vorbereitet: Abgesehen davon, dass es ziemlich schmiert (hat Öl so an sich), riechen die Hände selbst nach Desinfizieren und häufigem Händewaschen noch ein wenig danach. Wer den Geruch nicht mag, der sollte also lieber Handschuhe tragen – nur nicht unbedingt die guten Reithandschuhe!

Einziges Manko: ColoSan ist teuer. Für 100ml habe ich zuletzt 28€ in der Apotheke bezahlt, teilweise bekommt man es für 23€, bezahlt aber dann auch noch Versand. Da hole ich es mir lieber aus der Apotheke nebenan und habe es schneller. Trotzdem hält die Flasche, wenn man es nicht täglich, sondern nur bei akutem Bedarf gibt, relativ lange. Meine 100ml halten seit etwa einem halben Jahr und eine oder zwei Dosen habe ich noch drin – trotzdem kommt in mir langsam die Besorgungspanik auf. xD

Achtung für Turnierreiter: Auch wenn man mit einem Pferd mit Kolik oder akuten Magen-Darm-Beschwerden nicht starten sollte, ColoSan hat aufgrund der enthaltenen Öle eine Karenzzeit von 48 Stunden!

Noch mehr, bitte! Egal, dass deine Hände jetzt drei Tage nach Zimt und Fenchel riechen!

Schrödingers Offenstall oder „Jau, RICHTIG….existent.“

Ich fürchte, ich muss doch mal aufräumen. Und zwar mit mir selbst. Nachdem ich einige alte Beiträge gelesen habe, möchte ich in die Vergangenheit reisen und mein altes Ich über den Kopf streicheln. Denn Ansichten ändern sich. Gewaltig. Und nicht alles ist immer so rosa wie gedacht. Oder Schwarz und Weiß. Nein, die Welt ist voller Grautöne. Es ist nicht alles Wendy, auch wenn ich das damals glauben wollte.

Wovon redet die dumme Nuss eigentlich?

In einigen meiner früheren Beiträge habe ich mich vehement für Offenstall und gegen Box ausgesprochen. Auch wenn ich zum Glück nicht komplett zu den Ultras gehört habe, kam für mich eine Haltung in der Box keinesfalls in Frage. Eher hätte ich mein Pony auf den Balkon gestellt, bevor ich ihr so eine miefige Box antue!
Und so habe ich auch gelebt. Ich habe die ersten 2 1/2 Jahre mein Pferd nur in Offenställe gestellt und war wirklich todunglücklich, als ich meine Matschlöcher verlassen musste, weil wir nach Leipzig zogen. Dort ist Offenstall noch ein ziemliches Fremdwort, zumindest in den Ställen, die noch mit den Öffis erreichbar sind. Ich bin ja auch so dumm und kauf ein Pferd ohne ein Auto zu haben. Kann ja nicht jeder eine Leuchte sein…

Heute kann ich die Thematik ein wenig differenzierter betrachten.
Meine Zeit im Offenstall als Teilzeit-Selbstversorger hat mir Spaß gemacht. Selbst bei Minusgraden haben wir abgeäppelt, Heunetze gestopft und mit den Pferden gespielt. Auch wenn es zu klein dafür war, ein bisschen Bilderbuchponyhof hatten wir schon. Die Zeit gehörte uns und es war eine wunderschöne Zeit.
Aber es war keine Zeit für mein Pony. Der Offenstall war an den wenigsten Stellen befestigt und auf Dauer einfach zu klein. Auch wenn wir es den Pferden so schön wie möglich gemacht haben, es ist einfach nichts, wenn der Stall selbst an den Fressplätzen im Matsch versinkt.
Aus verschiedenen Gründen sind wir dann umgezogen, rein in einen Offenstall auf einem richtigen Reiterhof – dort habe ich zum ersten Mal erlebt, wie anstrengend es sein kann, sich mit anderen Pferdemenschen auseinanderzusetzen. Unsere einzige Aufgabe war das Abäppeln des Winterpaddocks. Jeder, der mit anderen Menschen schon einmal in einem Offenstall stand, weiß: Bei mehr als zwei oder drei Einstellern endet das in einem wahnsinnigen Loch aus Scheiße und Schlamm. Ich habe immer versucht, dagegen anzumisten, aber nach sechs Karren Scheiße gibst du einfach auf, wenn die anderen die ganze Woche über nichts machen. Ein Lichtblick hier war allerdings, dass die Pferde noch Teile hatten, die fast dauerhaft trocken blieben, so dass sie immerhin nicht gänzlich versanken. Trotzdem muss ich wohl nicht erwähnen, dass die Mauke sich gefreut hat.
Und wie ging es Chessy? Die hat nicht wirklich gut ausgesehen, auch wenn ich damals anderer Meinung war. Denn die Herdenkonstellation hat einfach nicht gepasst. Eine Menge dominante Pferde, die ständig ihren Rang verteidigen mussten. Immer mal wieder Jungpferde, die einfach in eine Herde mit gleichaltrigen Pferden gehört hätten und dementsprechend teilweise gefährlich wurden – für Mensch und Pferd. Ständig Stress für ein Pferd, das einfach eher von der gemütlichen Sorte ist und nicht ständig rangeln will.

Ein Offenstall kann super funktionieren. Leider gehört aber mehr dazu als nur ein paar Pferde auf eine abgezäunte Sandfläche zu werfen. Es sei denn, man steht auf Matsch. Dann empfehle ich aber eher Schlammcatchen. Solange kann das Pferd auch gemütlich Heu mümmeln. Außerdem muss die Herde ausgewogen zusammengestellt sein. Das muss nicht per Geschlechtertrennung erfolgen, im Gegenteil: Gemischte Herden sind (so mein Empfinden) bei einer guten Zusammenstellung einfach viel entspannter. Aber ich kann nicht vier Herdenchefs in eine Herde stellen, sehen, dass es alles andere als passt und mich einfach wegdrehen. Im besten Fall endet das eben in Verletzungen, weil die Pferde sich nicht aus dem Weg gehen können.

Leider das Ergebnis, wenn die Herde nicht passt – immer auf die kleinen, dicken, die nicht fliegen können.


Nur weil Offenstall dransteht, ist drinnen nicht gleich alles perfekt. Das große Problem ist ja auch: Man kann in so einen Offenstall nicht reingucken. Denn warum ziehe ich um? Weil die Zustände am und um den alten Stall für mich nicht mehr tragbar sind. Sonst würde ich bleiben, wenn ich alles lieben würde. Dementsprechend habe ich aber überhaupt keine Zeit, mir den Offenstall im Jahresverlauf anzuschauen. Wenn ich gut drüber nachdenke, waren meine Stallwechsel alle im Sommer – da sieht der Offenstall natürlich auch toll aus, die Pferde sind meist auf der Koppel, wo es eh nur ums Gras geht. Da wirkt jede Herde ausgeglichen und ruhig. Wenn man jetzt nicht gerade Glück hat und ehemalige Einsteller kennt, die einem auch den Winter schildern können, ist man erstmal begeistert. Aber ob der Stall wirklich hält, was er verspricht (denn kein Besitzer sagt, dass sein Stall eigentlich total kacke ist), das sieht man zu diesem Zeitpunkt kein bisschen. Die Folge: Ob der Offenstall tot ist oder nicht, das siehst du erst im Winter. Bis dahin kann er beides sein. Oder von Aliens entführt. Wer weiß das schon…

Und wie geht’s weiter? Das berichte ich im nächsten Teil.

Leck mich am Offenstall, war das ’ne nasse Zeit…

Totgeglaubte leben länger – oder sind einfach nur faul gewesen.

Nein, so ganz stimmt das ja auch nicht, liebe Leser!
Ich bin nicht unbedingt faul gewesen. Leider gibt es allerdings Phasen in meinem Leben, die verlangen, dass ich Dinge tue, die ich hasse. Diese Phasen nennen sich Semester.
Es ist nicht so, dass ich mein Studium grundsätzlich schrecklich finde, aber es gibt durchaus leider noch große Schwachstellen in diesem sehr jungen Studiengang – und die bekommt man oft zu spüren. Hinzu kommt eine nette Flut an Lernstoff, privater Fortbildung und Leistungen, die man alle noch nebenbei erledigen muss. Leider bleibt mir in Kombination  mit Arbeit und Pferd dann nur noch ein bisschen Lebenszeit, das ich mir aufbewahre als wäre es das Blut einer jungfräulichen Meerjungfrau. Und so sehr ich es vermisst habe, da blieb in letzter Zeit einfach keine Zeit mehr für meinen Blog.

Jetzt bin ich aber wieder da und hoffe, dass ihr auch noch dort seid – oder zurückkehrt!

Was ist bei uns jetzt eigentlich los?
Chess und ich sind in einen anderen Stall umgezogen, dort können wir uns richtig auf uns konzentrieren und haben viel Platz und Möglichkeiten, endlich einmal voranzukommen. Meine beste Freundin unterstützt mich als Reitlehrerin und wir machen schon ein paar Fortschritte.

Was ist bei euch so los? Lebt ihr noch? Oder seid ihr auch schon totgeglaubt?

Internetbasar oder „Letzte Preis?“

Es sammelt sich ja doch viel an für das Pferdchen und meist auch Kram, den man schon bald nicht mehr braucht. Bei mir ist noch viel von meinem ehemaligen Pflegepferd liegen geblieben. Sachen, die mir für Chessy nicht gefallen oder ihr schlichtweg nicht passen, werden aussortiert und verkauft, im Grunde alles auf eBay Kleinanzeigen, Facebook und Co. Und obwohl ich immer in meinen Anzeigen stehen habe: „Verhandlungsbasis“, kommen beim Feilschen die witzigsten Gestalten, die einen immer wieder auf die Palme treiben, an die Oberfläche.
Meine liebste Frage ist einfach immer noch „Letzte Preis?“. Ohne Anrede, ohne Gruß, ohne einen grammatikalisch korrekten Satz. Ich frage mich dann gerne, ob mein Gegenüber überhaupt der deutschen Sprache mächtig ist oder ob er auch auf der Straße Leute so anspricht. Oder im Laden. Da geht es dann schnurstracks mit grimmiger Miene auf die Verkäuferin zu, weil an der Hose kein Preis hängt. Wenn die Verkäuferin ihren Job gut macht, kommt von ihr bereits ein „Hallo, kann ich Ihnen helfen?“ mit einem netten Lächeln. Wie ein Höhlenmensch klatscht der Verfasser der Frage ihr die Hose schon fast ins Gesicht und fragt: „Preis?“…

Sowas kann man im echten Leben doch nicht machen! Warum macht man es dann im Internet? Wir hängen so viel vor der Elektronik, da ist doch ein ganzer Satz wohl noch drin?! Vielleicht sind das aber auch alles ältere Damen und Herren, die mit ein-Finger-such-System schon dafür 20 Minuten gebraucht haben.
Mit dem Inhalt dieses Satzes habe ich mich ja noch gar nicht beschäftigt! Er überspringt die vollständigen Verhandlungen, die eigentlich wie folgt aussähen: Ich hab einen Preis, Käufer schlägt einen niedrigeren vor, nachdem wir virtuell Zwergenschach gespielt haben, treffen wir uns in der Mitte und keiner hat irgendwas gewonnen. Aber so sieht verhandeln nun einmal aus! Das ganze Prozedere überspringen zu wollen, kommt einer Beleidigung gleich, wie ich finde. Das ist ein bisschen so wie den Anfang des Films und dann das Ende gucken. “ Wie Ergebnis?“
Schön daran finde ich aber auch, dass die Käufer erwarten, man schenke ihnen etwas. Klar möchte man seine abgeschrabbelte Schabbi aus der 10 Jahre alten Eski-Kolli vom Gaul seiner Uroma loswerden (ja, auch ich habe bei diesem Satz gekotzt, liebe Leser), aber man möchte ja durchaus noch etwas dafür haben. Und denken die Käufer wirklich, dass man sagt: „HEY! Klar, ich hab nicht einmal ein ‚Hallo‘ von dir bekommen, aber die Schabracke, die ich eigentlich für 50€ verkaufen wollte, die bekommst du für 20€! Weil du so nett warst ;)“. Ja, das ist mein letzter Preis, ich gehe 30€ von meinem Preis runter, nur weil jemand gefragt hat, der es nicht einmal schafft, ein “ LG“ hinter seine Nachrichten zu hauen.
Und wieso sollte ich auch? ICH möchte es doch nicht günstiger haben! Wenn ich etwas haben möchte, setze ich mich doch nicht wie ein fetter König auf meinen Thron und winke mit der Hand, dass man mir die Trauben bringe. Ich schlage dem Verkäufer einen Preis vor, dann…. ihr kennt die Prozedur. So geht verhandeln und nicht anders. Wenn der Verkäufer mit 30€ zufrieden wäre, hätte er sie für 30€ Festpreis ins Internet gestellt. Nicht für 50€ Verhandlungsbasis.
Liebe Menschen, strengt euer Gehirn und euch selbst mal bitte ein bisschen an. Ihr seid nicht die gönnerhaften Engel, die den Verkäufern ihren rammeligen Kram großzügig abnehmen, ihr wollt den Kram haben! Also tut etwas dafür!
Ich gehe jetzt Verkäufer ärgern. Im Reallife: „Letzte Preis?“

Verhandelt nicht – frisst einfach

Die Pferdeprofis von Facebook oder „Mein Pferd ist das Maß aller Dinge!“

Auch wenn ich mich noch so sehr darüber aufrege, aufhören wird es wohl leider nicht. Immer wieder tauchen Fragen auf Facebook auf, in denen ein Tierarzt hinzugezogen werden sollte, statt in Gruppen den armen Gaul analysieren zu lassen. Aber diese Extremfälle sind ein anderes Thema. Zum Glück tauchen auch Posts auf, die einfach nur nach Erfahrungsberichten zu etwas fragen, das nicht unbedingt in die Hände eines Fachmanns gehört.
Meine liebsten Fragen sind die, die nach Futtern fragen, um dem blöden Vieh die lebensnotwendigen Medikamente reinzuprügeln. Mir geht dann immer auf, dass nicht nur ich solch eine Expertin habe, die einfach alles aus jedem Futter filtert. Sie schafft es sogar, aus Apfelmus Zinkpellets zu fischen, sie fein säuberlich abzulutschen und wieder in die Schale zu spucken. In diesem Moment muss man sich immer wieder daran erinnern, dass man diese Viecher doch wirklich liebt.
Interessanter als die Tatsache, dass ich nicht alleine mit meinem Problem dastehe, finde ich allerdings die Kommentare. Wenn ich einfach zu viel Langeweile habe, dann mache auch ich mir die Mühe, eine persönliche Erfahrung zu verfassen und damit versuchen zu helfen. Wie die Bezeichnung schon sagt, handelt es sich einfach um eine persönliche Erfahrung, keine unbedingte Handlungsempfehlung. Ich lasse das virtuelle Messer an der Kehle in der Tasche und formuliere meine Erfahrung extra so, dass sie als solche zu erkennen ist. Vorrangig kommen dabei solche Worte wie „Meine Stute…“ oder „…bei meiner hat das klasse geholfen…“.
Man kann allerdings praktisch schon die Uhr danach stellen, wann man für diesen Kommentar angefeindet wird. Vielleicht sollte ich unter die Hellseher gehen, denn keine fünf Minuten später meldet mein Handy mir, dass jemand auf meinen Kommentar geantwortet hat. Innerlich überlege ich mir schon eine Überschrift für meinen Blogartikel und rufe meinen Kommentar auf.
„Totaler Schwachsinn, Produkt XY hat bei uns überhaupt nichts gebracht.“
Aha?
Aha…
Nur weil ihr Pferd das nicht gefressen hat, ist meine Erfahrung vollkommener Schwachsinn. Natürlich. Ich vergaß. Ich habe Lügenmärchen erzählt und tatsächlich hat mein Pony die Medikamente in hohem Bogen aus der Futterschale befördert, Produkt XY in den Boden gestampft und den Rest des teuren Produkts gleich in Brand gesteckt. Eigentlich will ich der Posterstellerin auch nur das gleiche Leid bescheren – geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid.
Wie kommen manche Menschen darauf, dass, nur weil ihr Pferd das nicht gefressen hat oder trotzdem aussortiert hat, das bei allen anderen Pferden genauso sein muss? Nur weil irgendwo an deren Pferd mal Donnerhall und Fiedertanz mal vorbeigelaufen sind und sie auf dem Dorfturnier im E-Springen im Gegensatz zu den kleinen Kindern auf den dicken Schulponys keine ganz so merkwürdige Figur gemacht haben? Was gibt Menschen das Recht, mich quasi als Lügner hinzustellen? Meine persönliche Erfahrung ist eben, dass meine äußerst mäkelige Stute den Zusatz eben nur mit Produkt XY gefressen hat, aber habe ich behauptet, dass die Posterstellerin das genau so und nicht anders machen soll? Jedes Pferd ist anders und gerade, wer einen Tinker besitzt, hat eine sehr gute Ahnung davon, wie eigensinnig diese Tiere sein können. Und auch Fiedertanz’s Abklatsch frisst bestimmt irgendwas nicht, was aber alle anderen Pferde verschlingen.
Also, bitte, lasst den Menschen doch ihre persönlichen Erfahrungen. Bei einigen Pferden geht es so, bei anderen eben wieder anders. Und nur weil es bei mir nicht geklappt hat, heißt das nicht, dass es bei anderen auch nicht klappt. Ein Erfahrungsaustausch ist nämlich genau dafür da – um Erfahrungen auszutauschen, keine Vorschriften.

dav
Hat mal ein Bild von Fiedertanz gesehen – ist jetzt deshalb das Maß aller Dinge.

„Hier ist Heu, hier bleibe ich!“ oder: Wir sind umgezogen

Eigentlich soll man ja keine Umzüge überstürzen, doch ehrlich gesagt blieb mir keine andere Wahl, als das Pony einzupacken und innerhalb von 48 Stunden nach Platzfreigabe im neuen Stall zu stehen.
Doch was ist passiert?
Vor etwas weniger als einem Jahr habe ich mir den Stall bereits einmal angeschaut und war begeistert: Weiden ohne Ende, Offenstall, fähige Menschen, 24/7 Heu, Halle, tolles Gelände und ein Hof, auf dem immer etwas los ist, allerdings bei reduziertem Reitschulbetrieb. Doch genauso toll wie der Stall ist, so schwer ist es eben auch, einen Einstellplatz dort zu bekommen. Im Grunde kannst du deine Seele verkaufen und ein Einhorn opfern und hast trotzdem nur eine geringe Chance auf einen Platz. Wie es der Zufall aber wollte, wurde gerade ein Platz frei, für den noch keiner angefragt hatte, also hieß es schnell sein.
Am Samstag kam ich von einem Kurztrip wieder, bin sofort in den neuen Stall gefahren und hab den Platz sicher gemacht. Meine beste Freundin hatte ihn zwar schon telefonisch reserviert, aber richtig beruhigt war ich erst, als ich dreist fragte: „Wie sieht es denn mit einem morgigen Einzug aus?“. Die Chefin schaute mich nur an und sagte: „Machen wir!“
Ein bisschen angeschmiert war ich damit schon, denn: Man organisiere an einem Samstagnachmittag nochmal einen Hänger und einen Fahrer für einen Sonntag! Über eine Freundin fand sich noch zum Glück eine sehr liebe Dame, die Chessy gefahren hat und damit war der Umzug besiegelt!
Ich muss gestehen, vor solchen Ereignissen mache ich mir immer 1000 Gedanken. Was ist, wenn sie nicht auf den Hänger geht? Was ist, wenn Terror gemacht wird, weil ich plötzlich ausziehe? Was ist, wenn sie im neuen Stall gleich was kaputt macht/ausbricht/die anderen Pferde in Einzelteile zerlegt und sie wie Frankensteins Monster wieder zusammensetzt, diabolisch wiehernd? All diese Gedanken und natürlich noch vieeeel mehr davon schossen mir durch den Kopf. Endergebnis: Gedanken 1, Schlaf 0.
Letzten Endes lief bis auf das Verladen (mehr dazu im nächsten Post) alles relativ harmlos ab. Dank meiner lieben Pflegebeteiligung und ihrer Mama und meinem Kumpel habe ich nicht ganz das gackernde Huhn gespielt und war zum Glück relativ ruhig –  auch wenn sie mir wohl am liebsten den Mund zugenäht hätten!
Als Pony dann endlich in der neuen „Box“ stand, strafte sie wie bei jedem Umzug bisher meine Sorgen mit absoluter Futterdankbarkeit. „The same procedure as every time, Falka!“, scheint sie sich zu denken und marschierte schnurstracks zum Heu, nahm eine große Nase davon und war damit offiziell eingezogen. Ebenso heute Morgen: Dank der frischen Wurmkur muss sie gerade noch in der Box bleiben, während die anderen rausgehen (außer einem kranken Nachbarn, zu dem sie engen Kontakt haben kann). Die Pferdepflegerin erzählte mir, dass sie ein wenig pflichtbewusst nach den anderen gerufen hat (schließlich sollen die anderen ja denken, sie seien einem sehr wichtig!), dann aber den Kopf ins Heu gehauen und genüsslich gefuttert hat – DAS ist mein Pony! Man lege ihr einen Haufen Heu hin und sie zieht überall ein. Ich glaube aber, bei mir funktioniert das auch…

 

„Leck die Ziege“ oder „Warum Alpakas treiben in Peru auch eine Option wäre“

„Leck die Ziege!“
Ich stehe schon wieder in einem Loch mit Schlamm. Es scheint ein eingebautes schwarzes Loch zu haben – zumindest ist mein Fuß gänzlich weg. Praktisch, jetzt weiß ich, wo ich ungeliebte Feinde los werde. Natürlich sollte ich sie vorher zerstückeln, mein kleines Löchlein ist nicht allzu groß. Über diesen Umstand kann ich noch lachen – nachdem ich meinen Stiefel rausgezogen hab. Chessy ist dabei keine große Hilfe, sie glotzt nur kauend herüber. Ich glaube sogar, dieses hinterhältige Ding betet, dass ich es nicht nach draußen schaffe. Aber es wäre doch gelacht, wenn mich dieses kleine Schlammloch davon abhalten würde, heute mit ihr zu arbeiten! Oder wenn es der Schneeregen tun würde, der gerade pünktlich und unangekündigt aus dem strahlend blauen Himmel fällt…
Mir ist aufgefallen, dass ich unglaublich viele Schimpfwörter benutze, wenn ich im Stall bin. Wahrscheinlich hat sich mein Repertoire sogar erweitert seit ich ein Pferd habe. Und ja, ich frage mich auch, ob das meinem Blutdruck so gut tut.
Es ist aber auch einfach ständig irgendwas. An einem Sonntag, an dem man eh schon müde ist, weil man im Gegensatz zu der ganzen Nichtreiter-Welt um sieben aus dem Bett gefallen und ohne Frühstück aufs Rad gestiegen ist, ist natürlich der Wasserbottich leer. An sich keine schlimme Sache, unser Schlauch liegt ja direkt daneben. Schade nur, dass das Wasser darin über Nacht gefroren ist und man nun in den Keller des Hauses laufen, Kanister füllen, nach oben schleppen und auskippen muss. Weil wir eine große Tränke haben, geschieht das Ganze mindestens zweimal. Schon hier fängt es damit an, dass ich leise schimpfe wie ein Rohrspatz. Das nächste Mal fange ich damit an als ich entdecke, dass niemand den 150kg Rundballen an seinen Platz gerollt hat. Ich mache mich auf den Weg und murmele so etwas wie „Dreckmistverdammter…“
Solche Flüche stoße ich auch immer aus, wenn Pony den Strick zerstört (umkippende Gießkannen sind ja auch Horror!), sich mal wieder in die Litze gehängt hat oder einfach im Training das Tor ansteuert und ich es quasi davon abkratzen muss. Dabei schnellt mein Blutdruck in ungeahnte Höhen. Und weil ich es nicht am Pony auslasse, muss ich eben fluchen. Das kennen alle auf dem Hof schon von mir und fühlen sich schon lange nicht mehr angegriffen. Ich fürchte, ich kann nicht mehr umziehen, sonst muss ich das allen erneut erklären.
Oder ich schule gleich ganz um: Peru zum Beispiel soll schön sein, da gibt es auch keine plötzlichen Schneeregen. Vor allem gibt es da Alpakas, die sind flauschig und gemütlich. Und ich kann Ponchos aus bunter Alpaka-Wolle tragen! Aber das Fluchen würde ich wohl doch vermissen…. Also auf in den Stall und Rundballen rollen!

Der Anfänger und das rohe/angerittene Pferd oder „Warum Matsch fressen auch dazu gehört“

Immer wieder lese ich den Satz: „Reitanfänger gehören nur auf Schulpferde!“ und jedes Mal schäme ich mich in Grund und Boden oder halte lieber meine Klappe. Denn: Chess ist angeritten. Nicht mehr und nicht weniger. Und ich reite seit etwa zwei Jahren. Richtig, ich bin Anfänger und habe ein angerittenes Pferd. Das Ganze stellt uns auch immer wieder vor Herausforderungen, keine Frage! Zum Beispiel, wenn wir beide nicht wissen, was wir wollen. Ich will die Ecken ausreiten und sie versteht nicht, was der Schenkel da soll. Sie läuft in Außenstellung, ich bin verwirrt. Aber wenn wir gute Tage haben (ich spreche bewusst von wir, denn dieses Pferd ist so viel mehr Spiegel von mir als jedes Pferd, das ich jemals kennengelernt hab!), Dann scheint der korrekte Weg überhaupt nicht so fern. Natürlich handel auch ich mal impulsiv und werde ärgerlich, aber wenn ich mich erinner, dass uns keiner hetzt, dann ist alles halb so wild.
Ich will damit nicht behaupten, dass es immer eine gute Idee ist! Jeder Anfänger ist anders, vor allem auch im Tempo. Und nicht jedes Pferd ist ein Pferd für einen Anfänger. Chess ist es. Und ich habe das riesige Glück, dass ihre Vorbesitzer sie mir anvertraut haben, obwohl ich Anfängerin bin. Sie ist mein Spiegel, mein Seelenpony. Ohne sie würde ich noch immer im Schritt heulend auf Schulpferden dümpeln. Sie nimmt mir die Angst.
Und noch mehr riesiges Glück habe ich, dass ich ein Umfeld habe, das mich bei Unsicherheit, Fragen (Pony guckt komisch, ob es vielleicht gleich umkippt?!) Und sonstigem nie im Stich lässt. Ich habe ein wunderbares Team von Osteo, Zahnärztin, Tierärztinnen, Stallkolleginnen und bester Freundin/Bereiterin/Trainerin/Arschtreterin/Motivatorin. Kein Problem wird mit Doktor Facebook gelöst. Selbst meine Mama gibt fleißig Ratschläge, auch wenn ihr die Materie fremd ist.
Anfänger auf angerittene/rohe Pferde? Kann funktionieren. Aber nur mit dem richtigen Team, dem richtigen Pferd und dem Willen, seinen Arsch durch den fettesten Schlamm zu ziehen. Nerven wie Drahtseile braucht man meist auch. Und Entspannung. Niemand hetzt euch – außer ihr selbst 😉 Es werden Kommentare kommen. Viele. Unendlich viele! Und die meisten werden nicht positiv sein! Aber dafür eignet ihr euch am besten ein dickes Fell an!
In diesem Sinne: Go for it – aber NIEMALS alleine!

„Stopf schneller!“ oder „Ich bin der Sklave meines Ponys“

Langsam hebe ich den Kopf. So kann ich nicht über die Palette schauen, die hinter dem Berg Heu senkrecht steht. Doch auch wenn ich schon spüre, was mich erwarten wird, hebe ich meinen Kopf, lasse den Heusack sinken – und werde sofort bestraft. Zwei durchdringende, dunkelbraune Augen starren mich fordernd an. Mein Blick weicht ihnen aus, weiter nach oben. Die Ohren sehen puschelig aus. Okay, sie sähen puschelig aus. Aber auch nur, wenn nicht auch sie irgendwie vorwurfsvoll aussehen würden. Jeder Muskel dieses Ponys sagt: „Stopfen, nicht glotzen!“ Selbst über die Entfernung höre ich das missbilligende Schnauben. Hastig mache ich mich daran, den Heusack endlich voll zu machen, ihn schnaufend auf den Rücken zu heben und ihn zum Paddock zu wuchten.

Zufrieden, das Terrormonster erst einmal abgelenkt zu haben, schnappe ich mir die Mistgabel und die Schubkarre und beuge mich über den ersten Misthaufen. Plötzlich spüre ich heißen Atem in meinem Nacken. Ein durchdringendes „Pfffff“. Fast traue ich mich nicht, mich zu bewegen, geschweige denn, mich umzudrehen. Doch ich tue es. Wieder diese fordernden Augen. Dieses Mal wandert mein Blick aber nicht zu den Ohren des Vorwurfs, sondern an dem dicken Etwas da vor mir vorbei, quasi um die Ecke. FlatschFlatschFlatsch Es. dampft. Mein Blick gleitet wieder nach vorne. Ihren Blick könnte ein Teenager im schönsten Ghetto-Style nicht besser hinbekommen. „Den kannst du auch gleich wegmachen.“

Nachdem ich brav alle meine Arbeiten erledigt und meinem Pony auch ihr Drei-Gänge-Menü zubereitet habe, möchte ich auch nochmal ein bisschen was von meinem Pferd haben. Mit Halfter hinter dem Rücken, zuckersüßer Honigstimme auf den Lippen betrete ich wieder den Paddock. Vor meinen Augen schmeißt sich das dicke Etwas in den Schlamm, natürlich in bester Action-Film-Slow-Motion. Nirgends ist Schlamm. Außer dort. Und ich hatte natürlich die Decke schon abgemacht.

Ganz leise fange ich an zu weinen. Ich schließe das Tor, gehe zurück in die Sattelkammer und hänge das Halfter an den Haken. Das Hoftor geht mit einem Quietschen hinter mir zu. Ich schwinge mich aufs Fahrrad. Über mir ergeht sich ein Wolkenbruch. Morgen früh werde ich gewinnen!

Futterkontrolle, einmal die Futterschalen, bitte!