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Die Pferdeprofis von Facebook oder „Mein Pferd ist das Maß aller Dinge!“

Auch wenn ich mich noch so sehr darüber aufrege, aufhören wird es wohl leider nicht. Immer wieder tauchen Fragen auf Facebook auf, in denen ein Tierarzt hinzugezogen werden sollte, statt in Gruppen den armen Gaul analysieren zu lassen. Aber diese Extremfälle sind ein anderes Thema. Zum Glück tauchen auch Posts auf, die einfach nur nach Erfahrungsberichten zu etwas fragen, das nicht unbedingt in die Hände eines Fachmanns gehört.
Meine liebsten Fragen sind die, die nach Futtern fragen, um dem blöden Vieh die lebensnotwendigen Medikamente reinzuprügeln. Mir geht dann immer auf, dass nicht nur ich solch eine Expertin habe, die einfach alles aus jedem Futter filtert. Sie schafft es sogar, aus Apfelmus Zinkpellets zu fischen, sie fein säuberlich abzulutschen und wieder in die Schale zu spucken. In diesem Moment muss man sich immer wieder daran erinnern, dass man diese Viecher doch wirklich liebt.
Interessanter als die Tatsache, dass ich nicht alleine mit meinem Problem dastehe, finde ich allerdings die Kommentare. Wenn ich einfach zu viel Langeweile habe, dann mache auch ich mir die Mühe, eine persönliche Erfahrung zu verfassen und damit versuchen zu helfen. Wie die Bezeichnung schon sagt, handelt es sich einfach um eine persönliche Erfahrung, keine unbedingte Handlungsempfehlung. Ich lasse das virtuelle Messer an der Kehle in der Tasche und formuliere meine Erfahrung extra so, dass sie als solche zu erkennen ist. Vorrangig kommen dabei solche Worte wie „Meine Stute…“ oder „…bei meiner hat das klasse geholfen…“.
Man kann allerdings praktisch schon die Uhr danach stellen, wann man für diesen Kommentar angefeindet wird. Vielleicht sollte ich unter die Hellseher gehen, denn keine fünf Minuten später meldet mein Handy mir, dass jemand auf meinen Kommentar geantwortet hat. Innerlich überlege ich mir schon eine Überschrift für meinen Blogartikel und rufe meinen Kommentar auf.
„Totaler Schwachsinn, Produkt XY hat bei uns überhaupt nichts gebracht.“
Aha?
Aha…
Nur weil ihr Pferd das nicht gefressen hat, ist meine Erfahrung vollkommener Schwachsinn. Natürlich. Ich vergaß. Ich habe Lügenmärchen erzählt und tatsächlich hat mein Pony die Medikamente in hohem Bogen aus der Futterschale befördert, Produkt XY in den Boden gestampft und den Rest des teuren Produkts gleich in Brand gesteckt. Eigentlich will ich der Posterstellerin auch nur das gleiche Leid bescheren – geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid.
Wie kommen manche Menschen darauf, dass, nur weil ihr Pferd das nicht gefressen hat oder trotzdem aussortiert hat, das bei allen anderen Pferden genauso sein muss? Nur weil irgendwo an deren Pferd mal Donnerhall und Fiedertanz mal vorbeigelaufen sind und sie auf dem Dorfturnier im E-Springen im Gegensatz zu den kleinen Kindern auf den dicken Schulponys keine ganz so merkwürdige Figur gemacht haben? Was gibt Menschen das Recht, mich quasi als Lügner hinzustellen? Meine persönliche Erfahrung ist eben, dass meine äußerst mäkelige Stute den Zusatz eben nur mit Produkt XY gefressen hat, aber habe ich behauptet, dass die Posterstellerin das genau so und nicht anders machen soll? Jedes Pferd ist anders und gerade, wer einen Tinker besitzt, hat eine sehr gute Ahnung davon, wie eigensinnig diese Tiere sein können. Und auch Fiedertanz’s Abklatsch frisst bestimmt irgendwas nicht, was aber alle anderen Pferde verschlingen.
Also, bitte, lasst den Menschen doch ihre persönlichen Erfahrungen. Bei einigen Pferden geht es so, bei anderen eben wieder anders. Und nur weil es bei mir nicht geklappt hat, heißt das nicht, dass es bei anderen auch nicht klappt. Ein Erfahrungsaustausch ist nämlich genau dafür da – um Erfahrungen auszutauschen, keine Vorschriften.

dav
Hat mal ein Bild von Fiedertanz gesehen – ist jetzt deshalb das Maß aller Dinge.

„Hier ist Heu, hier bleibe ich!“ oder: Wir sind umgezogen

Eigentlich soll man ja keine Umzüge überstürzen, doch ehrlich gesagt blieb mir keine andere Wahl, als das Pony einzupacken und innerhalb von 48 Stunden nach Platzfreigabe im neuen Stall zu stehen.
Doch was ist passiert?
Vor etwas weniger als einem Jahr habe ich mir den Stall bereits einmal angeschaut und war begeistert: Weiden ohne Ende, Offenstall, fähige Menschen, 24/7 Heu, Halle, tolles Gelände und ein Hof, auf dem immer etwas los ist, allerdings bei reduziertem Reitschulbetrieb. Doch genauso toll wie der Stall ist, so schwer ist es eben auch, einen Einstellplatz dort zu bekommen. Im Grunde kannst du deine Seele verkaufen und ein Einhorn opfern und hast trotzdem nur eine geringe Chance auf einen Platz. Wie es der Zufall aber wollte, wurde gerade ein Platz frei, für den noch keiner angefragt hatte, also hieß es schnell sein.
Am Samstag kam ich von einem Kurztrip wieder, bin sofort in den neuen Stall gefahren und hab den Platz sicher gemacht. Meine beste Freundin hatte ihn zwar schon telefonisch reserviert, aber richtig beruhigt war ich erst, als ich dreist fragte: „Wie sieht es denn mit einem morgigen Einzug aus?“. Die Chefin schaute mich nur an und sagte: „Machen wir!“
Ein bisschen angeschmiert war ich damit schon, denn: Man organisiere an einem Samstagnachmittag nochmal einen Hänger und einen Fahrer für einen Sonntag! Über eine Freundin fand sich noch zum Glück eine sehr liebe Dame, die Chessy gefahren hat und damit war der Umzug besiegelt!
Ich muss gestehen, vor solchen Ereignissen mache ich mir immer 1000 Gedanken. Was ist, wenn sie nicht auf den Hänger geht? Was ist, wenn Terror gemacht wird, weil ich plötzlich ausziehe? Was ist, wenn sie im neuen Stall gleich was kaputt macht/ausbricht/die anderen Pferde in Einzelteile zerlegt und sie wie Frankensteins Monster wieder zusammensetzt, diabolisch wiehernd? All diese Gedanken und natürlich noch vieeeel mehr davon schossen mir durch den Kopf. Endergebnis: Gedanken 1, Schlaf 0.
Letzten Endes lief bis auf das Verladen (mehr dazu im nächsten Post) alles relativ harmlos ab. Dank meiner lieben Pflegebeteiligung und ihrer Mama und meinem Kumpel habe ich nicht ganz das gackernde Huhn gespielt und war zum Glück relativ ruhig –  auch wenn sie mir wohl am liebsten den Mund zugenäht hätten!
Als Pony dann endlich in der neuen „Box“ stand, strafte sie wie bei jedem Umzug bisher meine Sorgen mit absoluter Futterdankbarkeit. „The same procedure as every time, Falka!“, scheint sie sich zu denken und marschierte schnurstracks zum Heu, nahm eine große Nase davon und war damit offiziell eingezogen. Ebenso heute Morgen: Dank der frischen Wurmkur muss sie gerade noch in der Box bleiben, während die anderen rausgehen (außer einem kranken Nachbarn, zu dem sie engen Kontakt haben kann). Die Pferdepflegerin erzählte mir, dass sie ein wenig pflichtbewusst nach den anderen gerufen hat (schließlich sollen die anderen ja denken, sie seien einem sehr wichtig!), dann aber den Kopf ins Heu gehauen und genüsslich gefuttert hat – DAS ist mein Pony! Man lege ihr einen Haufen Heu hin und sie zieht überall ein. Ich glaube aber, bei mir funktioniert das auch…

 

„Leck die Ziege“ oder „Warum Alpakas treiben in Peru auch eine Option wäre“

„Leck die Ziege!“
Ich stehe schon wieder in einem Loch mit Schlamm. Es scheint ein eingebautes schwarzes Loch zu haben – zumindest ist mein Fuß gänzlich weg. Praktisch, jetzt weiß ich, wo ich ungeliebte Feinde los werde. Natürlich sollte ich sie vorher zerstückeln, mein kleines Löchlein ist nicht allzu groß. Über diesen Umstand kann ich noch lachen – nachdem ich meinen Stiefel rausgezogen hab. Chessy ist dabei keine große Hilfe, sie glotzt nur kauend herüber. Ich glaube sogar, dieses hinterhältige Ding betet, dass ich es nicht nach draußen schaffe. Aber es wäre doch gelacht, wenn mich dieses kleine Schlammloch davon abhalten würde, heute mit ihr zu arbeiten! Oder wenn es der Schneeregen tun würde, der gerade pünktlich und unangekündigt aus dem strahlend blauen Himmel fällt…
Mir ist aufgefallen, dass ich unglaublich viele Schimpfwörter benutze, wenn ich im Stall bin. Wahrscheinlich hat sich mein Repertoire sogar erweitert seit ich ein Pferd habe. Und ja, ich frage mich auch, ob das meinem Blutdruck so gut tut.
Es ist aber auch einfach ständig irgendwas. An einem Sonntag, an dem man eh schon müde ist, weil man im Gegensatz zu der ganzen Nichtreiter-Welt um sieben aus dem Bett gefallen und ohne Frühstück aufs Rad gestiegen ist, ist natürlich der Wasserbottich leer. An sich keine schlimme Sache, unser Schlauch liegt ja direkt daneben. Schade nur, dass das Wasser darin über Nacht gefroren ist und man nun in den Keller des Hauses laufen, Kanister füllen, nach oben schleppen und auskippen muss. Weil wir eine große Tränke haben, geschieht das Ganze mindestens zweimal. Schon hier fängt es damit an, dass ich leise schimpfe wie ein Rohrspatz. Das nächste Mal fange ich damit an als ich entdecke, dass niemand den 150kg Rundballen an seinen Platz gerollt hat. Ich mache mich auf den Weg und murmele so etwas wie „Dreckmistverdammter…“
Solche Flüche stoße ich auch immer aus, wenn Pony den Strick zerstört (umkippende Gießkannen sind ja auch Horror!), sich mal wieder in die Litze gehängt hat oder einfach im Training das Tor ansteuert und ich es quasi davon abkratzen muss. Dabei schnellt mein Blutdruck in ungeahnte Höhen. Und weil ich es nicht am Pony auslasse, muss ich eben fluchen. Das kennen alle auf dem Hof schon von mir und fühlen sich schon lange nicht mehr angegriffen. Ich fürchte, ich kann nicht mehr umziehen, sonst muss ich das allen erneut erklären.
Oder ich schule gleich ganz um: Peru zum Beispiel soll schön sein, da gibt es auch keine plötzlichen Schneeregen. Vor allem gibt es da Alpakas, die sind flauschig und gemütlich. Und ich kann Ponchos aus bunter Alpaka-Wolle tragen! Aber das Fluchen würde ich wohl doch vermissen…. Also auf in den Stall und Rundballen rollen!

Lady Chestnut oder „Das Monster im Puschelpelz“

Bevor man auf andere schimpfen darf, soll man ja Steine nach sich selbst schmeißen und das tue ich hiermit. Natürlich bleiben weder mein Pony noch ich davon verschont. Heute ist aber erst einmal die Dicke dran.

Wir sind seit dem 18.04.17 zusammen und ich hab mich auf den ersten Blick in diese Knutschkugel verliebt! Auf die Warnungen, dass ich ein ganz spezielles Pferd bekommen würde, wenn ich sie kaufe, hab ich einfach mal geflissentlich gepfiffen.

Es fing schon mit dem Kennenlernen an. Madame ist definitiv der Meinung, dass ihr Hintern schön ist und Heu selbstverständlich das Wichtigste auf dieser ganzen weiten Welt. Sie vom Heu wegzuholen erinnert mich immer an Frauencatchen – schön ist das natürlich im Winter, wenn der Paddock auch noch an eine Arena dafür erinnert. Nachdem ich dann die ungefähr fünf Zentimeter dicke Schlammkruste aus dem Winterfell gekratzt habe und nun selbst aussehe, als hätte ich mich im Schlamm gewälzt, guckt Pony immer unschuldig drein, fast so, als hätte der Schlamm sie angegriffen und sie könnte nichts für den Dreck!

Diesem elenden Tinkerblick kann ich einfach nicht widerstehen. Also gibt es ein Küsschen auf die Ganasche oder neben die Nüster. Das ist alles okay, solange die Herde nicht dabei ist – dann bekomme ich eine Kopfnuss. Oder auch zwei.

Wenn ich mich dann an die Hinterhufe mache, nachdem ich einseitig schon ein blaues Gesicht habe, ist Madame die Scheinheiligkeit in Person. Sobald der Huf aber auf einer bestimmten Höhe ist, höre ich ein leises „Pffff“. Der Gestank daraufhin verrät, dass mir mal wieder auf den Kopf gefurzt wurde.
Diesbezüglich hat sie noch einen anderen Trick auf Lager. Man kann nämlich nicht im Paddock äppeln. Auch nicht am Putzplatz. Nein, wir machen das nach etwa zwei Runden mitten auf den Hufschlag, an der hintersten Ecke des Reitplatzes. Kurz bevor es in Strömen regnet. Und gewittert. Ich glaube, die riecht, wenn ich komme und hält das extra zurück! Doofe Nuss!

Naja, die typische Futterdankbarkeit eines Tinkers hat sie natürlich auch. Bei der Arbeit ist Bewegen die Sache der anderen, aber wenn es um Futter geht, ist Stuti die erste, die Gewehr-bei-Fuß steht.

Trotz allem (oder gerade deswegen?) liebe ich dieses dicke Tier, das einfach echt zu mir gehört.