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Der Anfänger und das rohe/angerittene Pferd oder „Warum Matsch fressen auch dazu gehört“

Immer wieder lese ich den Satz: „Reitanfänger gehören nur auf Schulpferde!“ und jedes Mal schäme ich mich in Grund und Boden oder halte lieber meine Klappe. Denn: Chess ist angeritten. Nicht mehr und nicht weniger. Und ich reite seit etwa zwei Jahren. Richtig, ich bin Anfänger und habe ein angerittenes Pferd. Das Ganze stellt uns auch immer wieder vor Herausforderungen, keine Frage! Zum Beispiel, wenn wir beide nicht wissen, was wir wollen. Ich will die Ecken ausreiten und sie versteht nicht, was der Schenkel da soll. Sie läuft in Außenstellung, ich bin verwirrt. Aber wenn wir gute Tage haben (ich spreche bewusst von wir, denn dieses Pferd ist so viel mehr Spiegel von mir als jedes Pferd, das ich jemals kennengelernt hab!), Dann scheint der korrekte Weg überhaupt nicht so fern. Natürlich handel auch ich mal impulsiv und werde ärgerlich, aber wenn ich mich erinner, dass uns keiner hetzt, dann ist alles halb so wild.
Ich will damit nicht behaupten, dass es immer eine gute Idee ist! Jeder Anfänger ist anders, vor allem auch im Tempo. Und nicht jedes Pferd ist ein Pferd für einen Anfänger. Chess ist es. Und ich habe das riesige Glück, dass ihre Vorbesitzer sie mir anvertraut haben, obwohl ich Anfängerin bin. Sie ist mein Spiegel, mein Seelenpony. Ohne sie würde ich noch immer im Schritt heulend auf Schulpferden dümpeln. Sie nimmt mir die Angst.
Und noch mehr riesiges Glück habe ich, dass ich ein Umfeld habe, das mich bei Unsicherheit, Fragen (Pony guckt komisch, ob es vielleicht gleich umkippt?!) Und sonstigem nie im Stich lässt. Ich habe ein wunderbares Team von Osteo, Zahnärztin, Tierärztinnen, Stallkolleginnen und bester Freundin/Bereiterin/Trainerin/Arschtreterin/Motivatorin. Kein Problem wird mit Doktor Facebook gelöst. Selbst meine Mama gibt fleißig Ratschläge, auch wenn ihr die Materie fremd ist.
Anfänger auf angerittene/rohe Pferde? Kann funktionieren. Aber nur mit dem richtigen Team, dem richtigen Pferd und dem Willen, seinen Arsch durch den fettesten Schlamm zu ziehen. Nerven wie Drahtseile braucht man meist auch. Und Entspannung. Niemand hetzt euch – außer ihr selbst 😉 Es werden Kommentare kommen. Viele. Unendlich viele! Und die meisten werden nicht positiv sein! Aber dafür eignet ihr euch am besten ein dickes Fell an!
In diesem Sinne: Go for it – aber NIEMALS alleine!