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Stutenhengsthaltung oder „Ich gehe nochmal zwischen die Beine gucken…“

Ich habe mir vor vier Jahren eine Stute gekauft und habe diese Entscheidung aus vielen Gesichtspunkten auch mal bereut – aus einem allerdings nicht: Aus dem Aspekt der Stallsuche. Inzwischen schon.
Sucht man bei uns in der Gegend nach einem Stall, bleibt es unausweichlich, die Anzeigen: „Biete Platz für Wallach“, „Offenstallplatz in Wallachherde“ „Bieten schönen Platz auf unserem Trail für Wallache“. Und auch, wenn man nicht privat, sondern in den Reitvereinen sucht, bekommt man das Gleiche zu hören: „Sorry, die Box vergeben wir nur an Wallache“.
Wann ist es bitte so schwer geworden, einen Platz für eine Stute zu bekommen?! Ich kann es ja verstehen, dass man in einer reinen Hengsthaltung keine Stuten haben will, weil die Hengste sonst hechelnd und posierend vor der betreffenden Box Schlange stehen. Umgekehrt verstehe ich es auch. Aber wo sind denn bitte die Zeiten hin, in denen gemischte Herden total normal waren und jemand, der eine reine Wallachherde gesucht hat, noch eine ziemlich kleine Auswahl hatte?
Inzwischen kann ich froh sein, wenn ich mit meiner Stute überhaupt ein Bein an Land bekomme. Wie, ich will eine artgerechte Haltung für sie oder sie nicht nur auf einem Quadratmeter halten? Pech! Selbst wenn die Plätze ewig leer stehen, wird es kein Stutenplatz. Dann gehen dem Stallbetreiber halt hunderte Euro flöten, obwohl ich sogar mehr als die anderen bezahlen würde, nur um mein Pferd irgendwo unterbringen zu können!
Ich frage mich auch, woran es liegt, dass auf einmal nur noch Wallache Pferde sind, die es verdient haben, ein gutes zu Hause zu haben? Rasten plötzlich alle Wallache beim Anblick einer Stute ebenfalls so aus wie der pure Hengst im Deckeinsatz? Ja, es gibt biestige Stuten, aber es gibt genauso Horrorwallache, die ihre Herdenmitglieder am liebsten persönlich durch den Fleischwolf drehen wollen. Solange es nicht die Gefahr eines ungewollten Deckakts mit all seinen Risiken gibt, bin ich immer dafür, die Herden nach den Pferden zusammenzustellen und nicht nach Stute oder Wallach.
Ich mag es ja noch verstehen, wenn es schlichtweg nur eine Wallachherde gibt. Auch wenn Chessy bereits in einer sonst reinen Wallachherde gestanden hat und es überhaupt keinen Unterschied machte. Letztlich ist das aber immer noch verständlicher als die Höfe, die ohnehin eine reine Boxenhaltung anbieten oder bei denen zwei Herden existieren. Ob diese eine freie Box denn nun eine Stute oder einen Wallach beherbergt, ist vollkommen egal. Und auch, ob nun eine Stute mehr auf dem Paddock steht, macht den Braten einfach nicht mehr fett. Aber es muss ja einfach Wallach an der Box stehen. Weil….Ja, weil.

Ist offenbar inzwischen eine Hute. Oder doch ein Stengst? Wir sollten sie auf jeden Fall als Wallach tarnen.

„Hier ist Heu, hier bleibe ich!“ oder: Wir sind umgezogen

Eigentlich soll man ja keine Umzüge überstürzen, doch ehrlich gesagt blieb mir keine andere Wahl, als das Pony einzupacken und innerhalb von 48 Stunden nach Platzfreigabe im neuen Stall zu stehen.
Doch was ist passiert?
Vor etwas weniger als einem Jahr habe ich mir den Stall bereits einmal angeschaut und war begeistert: Weiden ohne Ende, Offenstall, fähige Menschen, 24/7 Heu, Halle, tolles Gelände und ein Hof, auf dem immer etwas los ist, allerdings bei reduziertem Reitschulbetrieb. Doch genauso toll wie der Stall ist, so schwer ist es eben auch, einen Einstellplatz dort zu bekommen. Im Grunde kannst du deine Seele verkaufen und ein Einhorn opfern und hast trotzdem nur eine geringe Chance auf einen Platz. Wie es der Zufall aber wollte, wurde gerade ein Platz frei, für den noch keiner angefragt hatte, also hieß es schnell sein.
Am Samstag kam ich von einem Kurztrip wieder, bin sofort in den neuen Stall gefahren und hab den Platz sicher gemacht. Meine beste Freundin hatte ihn zwar schon telefonisch reserviert, aber richtig beruhigt war ich erst, als ich dreist fragte: „Wie sieht es denn mit einem morgigen Einzug aus?“. Die Chefin schaute mich nur an und sagte: „Machen wir!“
Ein bisschen angeschmiert war ich damit schon, denn: Man organisiere an einem Samstagnachmittag nochmal einen Hänger und einen Fahrer für einen Sonntag! Über eine Freundin fand sich noch zum Glück eine sehr liebe Dame, die Chessy gefahren hat und damit war der Umzug besiegelt!
Ich muss gestehen, vor solchen Ereignissen mache ich mir immer 1000 Gedanken. Was ist, wenn sie nicht auf den Hänger geht? Was ist, wenn Terror gemacht wird, weil ich plötzlich ausziehe? Was ist, wenn sie im neuen Stall gleich was kaputt macht/ausbricht/die anderen Pferde in Einzelteile zerlegt und sie wie Frankensteins Monster wieder zusammensetzt, diabolisch wiehernd? All diese Gedanken und natürlich noch vieeeel mehr davon schossen mir durch den Kopf. Endergebnis: Gedanken 1, Schlaf 0.
Letzten Endes lief bis auf das Verladen (mehr dazu im nächsten Post) alles relativ harmlos ab. Dank meiner lieben Pflegebeteiligung und ihrer Mama und meinem Kumpel habe ich nicht ganz das gackernde Huhn gespielt und war zum Glück relativ ruhig –  auch wenn sie mir wohl am liebsten den Mund zugenäht hätten!
Als Pony dann endlich in der neuen „Box“ stand, strafte sie wie bei jedem Umzug bisher meine Sorgen mit absoluter Futterdankbarkeit. „The same procedure as every time, Falka!“, scheint sie sich zu denken und marschierte schnurstracks zum Heu, nahm eine große Nase davon und war damit offiziell eingezogen. Ebenso heute Morgen: Dank der frischen Wurmkur muss sie gerade noch in der Box bleiben, während die anderen rausgehen (außer einem kranken Nachbarn, zu dem sie engen Kontakt haben kann). Die Pferdepflegerin erzählte mir, dass sie ein wenig pflichtbewusst nach den anderen gerufen hat (schließlich sollen die anderen ja denken, sie seien einem sehr wichtig!), dann aber den Kopf ins Heu gehauen und genüsslich gefuttert hat – DAS ist mein Pony! Man lege ihr einen Haufen Heu hin und sie zieht überall ein. Ich glaube aber, bei mir funktioniert das auch…

 

„Leck die Ziege“ oder „Warum Alpakas treiben in Peru auch eine Option wäre“

„Leck die Ziege!“
Ich stehe schon wieder in einem Loch mit Schlamm. Es scheint ein eingebautes schwarzes Loch zu haben – zumindest ist mein Fuß gänzlich weg. Praktisch, jetzt weiß ich, wo ich ungeliebte Feinde los werde. Natürlich sollte ich sie vorher zerstückeln, mein kleines Löchlein ist nicht allzu groß. Über diesen Umstand kann ich noch lachen – nachdem ich meinen Stiefel rausgezogen hab. Chessy ist dabei keine große Hilfe, sie glotzt nur kauend herüber. Ich glaube sogar, dieses hinterhältige Ding betet, dass ich es nicht nach draußen schaffe. Aber es wäre doch gelacht, wenn mich dieses kleine Schlammloch davon abhalten würde, heute mit ihr zu arbeiten! Oder wenn es der Schneeregen tun würde, der gerade pünktlich und unangekündigt aus dem strahlend blauen Himmel fällt…
Mir ist aufgefallen, dass ich unglaublich viele Schimpfwörter benutze, wenn ich im Stall bin. Wahrscheinlich hat sich mein Repertoire sogar erweitert seit ich ein Pferd habe. Und ja, ich frage mich auch, ob das meinem Blutdruck so gut tut.
Es ist aber auch einfach ständig irgendwas. An einem Sonntag, an dem man eh schon müde ist, weil man im Gegensatz zu der ganzen Nichtreiter-Welt um sieben aus dem Bett gefallen und ohne Frühstück aufs Rad gestiegen ist, ist natürlich der Wasserbottich leer. An sich keine schlimme Sache, unser Schlauch liegt ja direkt daneben. Schade nur, dass das Wasser darin über Nacht gefroren ist und man nun in den Keller des Hauses laufen, Kanister füllen, nach oben schleppen und auskippen muss. Weil wir eine große Tränke haben, geschieht das Ganze mindestens zweimal. Schon hier fängt es damit an, dass ich leise schimpfe wie ein Rohrspatz. Das nächste Mal fange ich damit an als ich entdecke, dass niemand den 150kg Rundballen an seinen Platz gerollt hat. Ich mache mich auf den Weg und murmele so etwas wie „Dreckmistverdammter…“
Solche Flüche stoße ich auch immer aus, wenn Pony den Strick zerstört (umkippende Gießkannen sind ja auch Horror!), sich mal wieder in die Litze gehängt hat oder einfach im Training das Tor ansteuert und ich es quasi davon abkratzen muss. Dabei schnellt mein Blutdruck in ungeahnte Höhen. Und weil ich es nicht am Pony auslasse, muss ich eben fluchen. Das kennen alle auf dem Hof schon von mir und fühlen sich schon lange nicht mehr angegriffen. Ich fürchte, ich kann nicht mehr umziehen, sonst muss ich das allen erneut erklären.
Oder ich schule gleich ganz um: Peru zum Beispiel soll schön sein, da gibt es auch keine plötzlichen Schneeregen. Vor allem gibt es da Alpakas, die sind flauschig und gemütlich. Und ich kann Ponchos aus bunter Alpaka-Wolle tragen! Aber das Fluchen würde ich wohl doch vermissen…. Also auf in den Stall und Rundballen rollen!

Der Anfänger und das rohe/angerittene Pferd oder „Warum Matsch fressen auch dazu gehört“

Immer wieder lese ich den Satz: „Reitanfänger gehören nur auf Schulpferde!“ und jedes Mal schäme ich mich in Grund und Boden oder halte lieber meine Klappe. Denn: Chess ist angeritten. Nicht mehr und nicht weniger. Und ich reite seit etwa zwei Jahren. Richtig, ich bin Anfänger und habe ein angerittenes Pferd. Das Ganze stellt uns auch immer wieder vor Herausforderungen, keine Frage! Zum Beispiel, wenn wir beide nicht wissen, was wir wollen. Ich will die Ecken ausreiten und sie versteht nicht, was der Schenkel da soll. Sie läuft in Außenstellung, ich bin verwirrt. Aber wenn wir gute Tage haben (ich spreche bewusst von wir, denn dieses Pferd ist so viel mehr Spiegel von mir als jedes Pferd, das ich jemals kennengelernt hab!), Dann scheint der korrekte Weg überhaupt nicht so fern. Natürlich handel auch ich mal impulsiv und werde ärgerlich, aber wenn ich mich erinner, dass uns keiner hetzt, dann ist alles halb so wild.
Ich will damit nicht behaupten, dass es immer eine gute Idee ist! Jeder Anfänger ist anders, vor allem auch im Tempo. Und nicht jedes Pferd ist ein Pferd für einen Anfänger. Chess ist es. Und ich habe das riesige Glück, dass ihre Vorbesitzer sie mir anvertraut haben, obwohl ich Anfängerin bin. Sie ist mein Spiegel, mein Seelenpony. Ohne sie würde ich noch immer im Schritt heulend auf Schulpferden dümpeln. Sie nimmt mir die Angst.
Und noch mehr riesiges Glück habe ich, dass ich ein Umfeld habe, das mich bei Unsicherheit, Fragen (Pony guckt komisch, ob es vielleicht gleich umkippt?!) Und sonstigem nie im Stich lässt. Ich habe ein wunderbares Team von Osteo, Zahnärztin, Tierärztinnen, Stallkolleginnen und bester Freundin/Bereiterin/Trainerin/Arschtreterin/Motivatorin. Kein Problem wird mit Doktor Facebook gelöst. Selbst meine Mama gibt fleißig Ratschläge, auch wenn ihr die Materie fremd ist.
Anfänger auf angerittene/rohe Pferde? Kann funktionieren. Aber nur mit dem richtigen Team, dem richtigen Pferd und dem Willen, seinen Arsch durch den fettesten Schlamm zu ziehen. Nerven wie Drahtseile braucht man meist auch. Und Entspannung. Niemand hetzt euch – außer ihr selbst 😉 Es werden Kommentare kommen. Viele. Unendlich viele! Und die meisten werden nicht positiv sein! Aber dafür eignet ihr euch am besten ein dickes Fell an!
In diesem Sinne: Go for it – aber NIEMALS alleine!

Lady Chestnut oder „Das Monster im Puschelpelz“

Bevor man auf andere schimpfen darf, soll man ja Steine nach sich selbst schmeißen und das tue ich hiermit. Natürlich bleiben weder mein Pony noch ich davon verschont. Heute ist aber erst einmal die Dicke dran.

Wir sind seit dem 18.04.17 zusammen und ich hab mich auf den ersten Blick in diese Knutschkugel verliebt! Auf die Warnungen, dass ich ein ganz spezielles Pferd bekommen würde, wenn ich sie kaufe, hab ich einfach mal geflissentlich gepfiffen.

Es fing schon mit dem Kennenlernen an. Madame ist definitiv der Meinung, dass ihr Hintern schön ist und Heu selbstverständlich das Wichtigste auf dieser ganzen weiten Welt. Sie vom Heu wegzuholen erinnert mich immer an Frauencatchen – schön ist das natürlich im Winter, wenn der Paddock auch noch an eine Arena dafür erinnert. Nachdem ich dann die ungefähr fünf Zentimeter dicke Schlammkruste aus dem Winterfell gekratzt habe und nun selbst aussehe, als hätte ich mich im Schlamm gewälzt, guckt Pony immer unschuldig drein, fast so, als hätte der Schlamm sie angegriffen und sie könnte nichts für den Dreck!

Diesem elenden Tinkerblick kann ich einfach nicht widerstehen. Also gibt es ein Küsschen auf die Ganasche oder neben die Nüster. Das ist alles okay, solange die Herde nicht dabei ist – dann bekomme ich eine Kopfnuss. Oder auch zwei.

Wenn ich mich dann an die Hinterhufe mache, nachdem ich einseitig schon ein blaues Gesicht habe, ist Madame die Scheinheiligkeit in Person. Sobald der Huf aber auf einer bestimmten Höhe ist, höre ich ein leises „Pffff“. Der Gestank daraufhin verrät, dass mir mal wieder auf den Kopf gefurzt wurde.
Diesbezüglich hat sie noch einen anderen Trick auf Lager. Man kann nämlich nicht im Paddock äppeln. Auch nicht am Putzplatz. Nein, wir machen das nach etwa zwei Runden mitten auf den Hufschlag, an der hintersten Ecke des Reitplatzes. Kurz bevor es in Strömen regnet. Und gewittert. Ich glaube, die riecht, wenn ich komme und hält das extra zurück! Doofe Nuss!

Naja, die typische Futterdankbarkeit eines Tinkers hat sie natürlich auch. Bei der Arbeit ist Bewegen die Sache der anderen, aber wenn es um Futter geht, ist Stuti die erste, die Gewehr-bei-Fuß steht.

Trotz allem (oder gerade deswegen?) liebe ich dieses dicke Tier, das einfach echt zu mir gehört.