Internetbasar oder „Letzte Preis?“

Es sammelt sich ja doch viel an für das Pferdchen und meist auch Kram, den man schon bald nicht mehr braucht. Bei mir ist noch viel von meinem ehemaligen Pflegepferd liegen geblieben. Sachen, die mir für Chessy nicht gefallen oder ihr schlichtweg nicht passen, werden aussortiert und verkauft, im Grunde alles auf eBay Kleinanzeigen, Facebook und Co. Und obwohl ich immer in meinen Anzeigen stehen habe: „Verhandlungsbasis“, kommen beim Feilschen die witzigsten Gestalten, die einen immer wieder auf die Palme treiben, an die Oberfläche.
Meine liebste Frage ist einfach immer noch „Letzte Preis?“. Ohne Anrede, ohne Gruß, ohne einen grammatikalisch korrekten Satz. Ich frage mich dann gerne, ob mein Gegenüber überhaupt der deutschen Sprache mächtig ist oder ob er auch auf der Straße Leute so anspricht. Oder im Laden. Da geht es dann schnurstracks mit grimmiger Miene auf die Verkäuferin zu, weil an der Hose kein Preis hängt. Wenn die Verkäuferin ihren Job gut macht, kommt von ihr bereits ein „Hallo, kann ich Ihnen helfen?“ mit einem netten Lächeln. Wie ein Höhlenmensch klatscht der Verfasser der Frage ihr die Hose schon fast ins Gesicht und fragt: „Preis?“…

Sowas kann man im echten Leben doch nicht machen! Warum macht man es dann im Internet? Wir hängen so viel vor der Elektronik, da ist doch ein ganzer Satz wohl noch drin?! Vielleicht sind das aber auch alles ältere Damen und Herren, die mit ein-Finger-such-System schon dafür 20 Minuten gebraucht haben.
Mit dem Inhalt dieses Satzes habe ich mich ja noch gar nicht beschäftigt! Er überspringt die vollständigen Verhandlungen, die eigentlich wie folgt aussähen: Ich hab einen Preis, Käufer schlägt einen niedrigeren vor, nachdem wir virtuell Zwergenschach gespielt haben, treffen wir uns in der Mitte und keiner hat irgendwas gewonnen. Aber so sieht verhandeln nun einmal aus! Das ganze Prozedere überspringen zu wollen, kommt einer Beleidigung gleich, wie ich finde. Das ist ein bisschen so wie den Anfang des Films und dann das Ende gucken. “ Wie Ergebnis?“
Schön daran finde ich aber auch, dass die Käufer erwarten, man schenke ihnen etwas. Klar möchte man seine abgeschrabbelte Schabbi aus der 10 Jahre alten Eski-Kolli vom Gaul seiner Uroma loswerden (ja, auch ich habe bei diesem Satz gekotzt, liebe Leser), aber man möchte ja durchaus noch etwas dafür haben. Und denken die Käufer wirklich, dass man sagt: „HEY! Klar, ich hab nicht einmal ein ‚Hallo‘ von dir bekommen, aber die Schabracke, die ich eigentlich für 50€ verkaufen wollte, die bekommst du für 20€! Weil du so nett warst ;)“. Ja, das ist mein letzter Preis, ich gehe 30€ von meinem Preis runter, nur weil jemand gefragt hat, der es nicht einmal schafft, ein “ LG“ hinter seine Nachrichten zu hauen.
Und wieso sollte ich auch? ICH möchte es doch nicht günstiger haben! Wenn ich etwas haben möchte, setze ich mich doch nicht wie ein fetter König auf meinen Thron und winke mit der Hand, dass man mir die Trauben bringe. Ich schlage dem Verkäufer einen Preis vor, dann…. ihr kennt die Prozedur. So geht verhandeln und nicht anders. Wenn der Verkäufer mit 30€ zufrieden wäre, hätte er sie für 30€ Festpreis ins Internet gestellt. Nicht für 50€ Verhandlungsbasis.
Liebe Menschen, strengt euer Gehirn und euch selbst mal bitte ein bisschen an. Ihr seid nicht die gönnerhaften Engel, die den Verkäufern ihren rammeligen Kram großzügig abnehmen, ihr wollt den Kram haben! Also tut etwas dafür!
Ich gehe jetzt Verkäufer ärgern. Im Reallife: „Letzte Preis?“

Verhandelt nicht – frisst einfach

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