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Training mit dem Pilatespad

Der erste Post seit Jahren und ich beginne wieder mit einem Infopost – ich gehe mich ja schon verkriechen.
Da mir Instagram aber einfach zu wenig Textmöglichkeiten bietet, musste es einfach sein, dass ich das Ganze hier wiederbelebe und einen ausführlichen Bericht auf dem Blog schreibe. Ein bisschen habe ich es ja auch vermisst. Und meinem Blutdruck tut es auch ganz gut, wenn er wieder eine Plattform zum Abregen hat.

Ihr habt es auf meinem Profil gesehen, das kleine blaue Pad, auf dem Chessy steht. Wer es nicht gesehen hat:

Interessiert sich gar nicht für Paparazzi

Vielleicht haben einige von euch bereits von den „Balancepads“ gehört. Ich kann mich erinnern, dass es vor nicht allzu langer Zeit einen Trend gab, in dem jeder von diesen Pads gesprochen hat, passiert ist allerdings wieder nur bei den Hardcore-Bodenarbeitern wirklich viel. Allerdings habe ich mir mit meinem kleinen Geldbeutel keine originalen Pads und keine Matte vom schwedischen Möbelriesen, sondern ein Pilatespad vom französischen Sportgroßhändler gekauft. Für eine Weile habe ich dort gearbeitet und nach einem späten Feierabend auf dem Weg nach draußen dieses Pad zufällig gesehen – und am nächsten Tag gleich gekauft.

Aber was ist so toll an diesem Ding?
Auch wenn es nicht so aussieht, Chessy trainiert auf dem obigen Foto. Und das nicht nur ein bisschen. Das Schöne ist aber, dass sie nicht die Muskeln trainiert, die wir sehen und die wir durch Reiten, Longieren, Handarbeit und Co. trainieren. Sie trainiert die Muskulatur, an die wir gar nicht rankommen: Ihre Tiefenmuskulatur. Wer sich selbst mal auf so ein Pilatespad stellt, wird feststellen, dass es ziemlich anstrengend ist, sich darauf auszubalancieren. Eben bei diesem Ausbalancieren werden Muskelgruppen angesprochen und benötigt, die wir im Alltag und im Training kaum benutzen. Dementsprechend wenig ausgebildet sind sie. Werden sie aber durch das Pad gezielt angesprochen, steigert es Balance und Körpergefühl. Und einen weiteren netten Effekt soll es auch haben: Es soll Verspannungen lösen können. Auch wenn ich das natürlich nicht zu 100% überprüfen kann, ist der Effekt, den wir mit diesem Pad erreicht haben, schon sehr beeindruckend. Chessy ist, wenn wir das Pad regelmäßig einsetzen, mehr in Balance und hat ihren Körper besser unter Kontrolle. Da wir eine kurze Pause hatten, in denen ich das Pad aus Zeitgründen nicht verwenden konnten, habe ich den Effekt schon gemerkt. Es war nicht mehr ganz so schlimm wie vor der Nutzung des Pads, aber sie ist wieder vermehrt gestolpert und schien auch so mehr Schwierigkeiten zu haben. Ihre erste Session nach der Pause hat sie sichtlich genossen. Und es ist wirklich schön zu sehen, wie sie sich draufstellt, in den Dösemodus geht und einfach loslässt. Normalerweise folgt sie mir auch über den Platz, wenn ich aufbaue, wenn ich sie auf das Pad stelle: Keine Chance, das Pad ist geiler!

Und wie wende ich das Pad an?
Wichtig ist vor allem, vorher abzuklären, ob Indikatoren dagegen sprechen, das Pad anzuwenden! Dafür am besten einen Osteo oder Chiro über euer Pferd schauen lassen und Rat einholen. Meist können die euch auch sagen, welche Stärke für euer Pferd gut geeignet ist. Mein Pad ist ein mittleres, bei manchen Pferden sollte es aber unbedingt ein leichtes sein. Außerdem wichtig: Langsam starten!
Es hilft, wenn das Pferd schon Hufe geben kann und verschiedene Untergründe kennt (bspw. Planenarbeit eignet sich super dafür), sonst kommt ihr nicht einmal dahin, dass das Pony das Pad nur anschaut. Dann sind wir folgendermaßen vorgegangen: Ich habe einfach einen Huf angehoben, das Pad hingelegt und den Huf wieder abgelassen. Die meisten Pferde stellen das Bein nicht einfach wieder ab, sondern bleiben auf der Hufspitze stehen. Das ist vollkommen okay, selbst das trainiert schon und euer Pferd muss erst einmal Vertrauen in dieses neue Ding fassen. Manchen Pferden hilft auch, das Bein langsam abzustreichen. Das erhöht die Wahrnehmung des Beins und hilft dabei, sich mit dem neuen Gegenstand zu befassen. Wenn das Pferd das Bein runternimmt, geht ihr einfach zum nächsten, völlig egal, ob es nur die Spitze oder den ganzen Huf darauf hatte.
Wenn das Pferd den kompletten Huf abstellt, ist es wichtig, nicht zu loben. Das Training mit dem Pad übergibt dem Pferd eine gewisse Eigenverantwortung. Loben wir es, weil es den Huf abstellt, wird es zu einer Übung wie jede andere auch und der Effekt verpufft, weil das Pferd statt nur die Spitze abzustellen, was es an diesem Tag vielleicht bräuchte, immer den Huf abstellt. Es wartet dann auf unsere Signale, statt in sich hinein zu horchen.
Ist der Huf auf dem Pad, gilt: Das Pferd bestimmt die Länge. Wenn es den Huf wegnimmt, ist es auf dem Bein fertig. Das kann sehr lange dauern. Bevorzugt im Regen. Auf dem Reitplatz. Bei -7°C. Aber man liebt den Gaul ja, nicht wahr?

Solltet ihr Fragen haben, zögert nicht, sie mir zu stellen. Auch Ergänzungen sind sehr gerne willkommen. Viel Spaß beim Ausprobieren!

Update 15.01.2021: Ich habe noch ein paar Bilder gemacht!

Alles Positionen, die voll okay sind – euer Pferd entscheidet! 😉