Die Pferdeprofis von Facebook oder „Ich gehe in die Kuchen-Kammer“ Teil 1

Ich habe beschlossen, ich mache eine neue Kategorie auf, einfach um mich aufzuregen – nicht, dass ich das auf diesem Blog nicht ohnehin doch öfter tun würde. Aber ich brauche eine Kategorie, die wirklich nur zum Aufregen ist! Also, damit ist sie geboren: „Die Pferdeprofis von Facebook!“.

Entgegen meiner früheren Parolen, bin ich noch immer fleißig auf Facebook unterwegs und like, lese, lästere in Gruppen für Pferde und ihre bekloppten Besitzer (ja, auch ich gehöre dazu, also darf ich Steine schmeißen!). Ein Thema, das durchaus immer wieder Anklang findet, ist das Thema Haltungsbedingungen. Ein wunderbares Thema! Wenn uns langweilig ist, fragen meine beste Freundin und ich in einschlägigen Gruppen nach der Präferenz der Leute:
Offenstall oder Boxenhaltung?
Auf diese Frage bewaffne man sich mit Keksen und lehne sich gemütlich im Heu zurück – denn jetzt wird es heiß. Fraktion Offenstall bewaffnet sich mit Appleboy-Gabeln, auf der anderen Seite ziehen die Boxenhalter mit massiven Eisengittern in die Schlacht. Und am Rand futtern die paar „Pferde gehören in die Wildnis“- Menschen Kleber.
An sich läuft diese Diskussion zunächst einmal relativ sachlich ab. Argumente werden ausgetauscht, jede Seite bleibt auf ihren Argumenten sitzen wie eine Legehenne auf ihrem Ei, bereit, jeden zu hacken, der ihr Gelege auch nur schief anschaut. Doch dann kommt die Erste, die stumpf über den leeren Graben stolpert, der noch zwischen den Fraktionen, die sich bisher nur mit Worten bekämpft haben, liegt: „Mein Pferd steht in der Box. Das hat nur den Grund, dass ich es schöner finde!“ Während ich selbst noch bete, dass es sich um einen Troll handelt und das Pferdchen in Wirklichkeit gerade Schutz im Unterstand seines Offenstalls vor dem Regen sucht, wird das Mädchen bereits von der „OS“-Seite gelyncht. Und unbeacbsichtigt hat sie nun auch den Krieg zur Eskalation gebracht. Ein sachlicher Austausch von Argumenten ist nicht mehr möglich, es fallen Beleidigungen auf persönlichster Ebene, allerdings auf dem Niveau von „Deine Mudda!“. Zu diesem Zeitpunkt hole ich die zweite Tüte Popcorn aus der Mikrowelle.
Als ich wiederkomme, ist bereits ein weiteres Argument aufgetaucht – ebenfalls von der Boxenfraktion – das meine Aufmerksamkeit durchaus erregt: „Mein Pferd ist überhaupt nicht für draußen geeignet, der mag seine Box. Seitdem steht er immer drin.“ Soooo… Schauen wir uns doch mal die Urform des Pferdes an, aus der 5000 Jahre Domestikation auch nichts anderes gemacht hat (viel zu kurz der Zeitraum, um grundlegende Züge zu verändern).
*Fluchttier
Man erzähle mir bitte noch einmal, dass ein Pferd in einer höchstens 16 qm-Box fliehen kann. Wenn da unten an seinen Füßen etwas raschelt, springt der dann einfach kreischend hoch und klammert sich an die Gitterstäbe? Mutti macht dem Pony bestimmt auch die Spinnenweben weg…

*Lauftier
Solch eine klassische Box bietet doch durchaus Platz zum Laufen. Im Kreis. Kann der Gaul auch mal selbständig schöne Zirkel üben. Auch mal durch den Zirkel wechseln. Und wenn er sich bis China durchgelaufen hat, schickt er eine Postkarte.

*Herdentier
Ich bin ja auch der Meinung, meinen Kontakt mit Mitmenschen nur noch durch Gitterstäbe zu führen. Ist auch und vor allem in einer Freundschaft und Partnerschaft durchaus förderlich – mal einen Nasenstupser reicht als körperlicher Kontakt. Wobei… dann muss ich auch weiter dummes Gelaber ertragen…. Lass uns mal die Boxenwände ganz hochziehen…

Damit will ich nicht abstreiten, dass ein Pferd auch mal seine Ruhe braucht und die Fütterung von Kraftfutter durchaus schwierig ist in einer Herde und manch einer in dem Stress nicht fressen mag. Doch wenn dieses Pferd konstant Stress im Offenstall hat, liegt das nicht am Kontakt mit seinen Artgenossen, der frischen Luft oder dem Platz, sondern schlichtweg am Management. Ein guter Offenstall ist nicht nur optisch schön, sondern hat eben auch genügend Heustellen und vor allem auch ein gutes Herdenmanagement, ohne alle, die dazu kommen, einfach zusammen zu stellen. Kein Pferd ist ein Boxenpferd! Selbst wenn sie abends freudig in die Box gehen. Denn: Was gibt es da oder hat es irgendwann mal gegeben? Richtig, Futter und zwar gutes, nicht das blöde Heu! Wenn ich jedes Mal dort Kuchen bekommen würde, würde ich mich auch über Nacht in eine kleine Kammer sperren lassen. Meine ganz private Kuchen-Kammer…

Diese Diskussion, die am Ende eher mit Dingen-werfenden Affen erinnert, hat mich eines gelehrt: Ich bin zwar viel für Leben und Leben lassen (solange es keinem Lebewesen schadet), aber es gibt schon dumme Argumente, die sich einfach nicht mit dem Lebewesen Pferd vereinbaren lassen. Bitte, liebe Leute, lasst nicht einen Offenstall eure ganze Meinung über Offenställe beeinflussen. Ja, es ist kacke, das Pony aus der letzten Ecke des Stalls zu holen während es in Strömen gießt und drei Stunden Schlamm aus dem Fell zu kratzen. Und ja, vielen Offenställen mangelt es an einer Halle oder Luxus für den Reiter. Aber steht nicht unser Pferd an erster Stelle? Sollte nicht das Pony glücklich sein und erst dann wir? Denn macht uns ein glückliches Pony nicht automatisch glücklich? Probiert es doch erst einmal mit einer Box über Nacht und tagsüber mit Paddock/Weide. Ich denke, euer kleines Lauftier wird es euch danken!

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Glückliches Pony, steht an einem Offenstall mit Luxus für Pferd und Mutti

„Hier ist Heu, hier bleibe ich!“ oder: Wir sind umgezogen

Eigentlich soll man ja keine Umzüge überstürzen, doch ehrlich gesagt blieb mir keine andere Wahl, als das Pony einzupacken und innerhalb von 48 Stunden nach Platzfreigabe im neuen Stall zu stehen.
Doch was ist passiert?
Vor etwas weniger als einem Jahr habe ich mir den Stall bereits einmal angeschaut und war begeistert: Weiden ohne Ende, Offenstall, fähige Menschen, 24/7 Heu, Halle, tolles Gelände und ein Hof, auf dem immer etwas los ist, allerdings bei reduziertem Reitschulbetrieb. Doch genauso toll wie der Stall ist, so schwer ist es eben auch, einen Einstellplatz dort zu bekommen. Im Grunde kannst du deine Seele verkaufen und ein Einhorn opfern und hast trotzdem nur eine geringe Chance auf einen Platz. Wie es der Zufall aber wollte, wurde gerade ein Platz frei, für den noch keiner angefragt hatte, also hieß es schnell sein.
Am Samstag kam ich von einem Kurztrip wieder, bin sofort in den neuen Stall gefahren und hab den Platz sicher gemacht. Meine beste Freundin hatte ihn zwar schon telefonisch reserviert, aber richtig beruhigt war ich erst, als ich dreist fragte: „Wie sieht es denn mit einem morgigen Einzug aus?“. Die Chefin schaute mich nur an und sagte: „Machen wir!“
Ein bisschen angeschmiert war ich damit schon, denn: Man organisiere an einem Samstagnachmittag nochmal einen Hänger und einen Fahrer für einen Sonntag! Über eine Freundin fand sich noch zum Glück eine sehr liebe Dame, die Chessy gefahren hat und damit war der Umzug besiegelt!
Ich muss gestehen, vor solchen Ereignissen mache ich mir immer 1000 Gedanken. Was ist, wenn sie nicht auf den Hänger geht? Was ist, wenn Terror gemacht wird, weil ich plötzlich ausziehe? Was ist, wenn sie im neuen Stall gleich was kaputt macht/ausbricht/die anderen Pferde in Einzelteile zerlegt und sie wie Frankensteins Monster wieder zusammensetzt, diabolisch wiehernd? All diese Gedanken und natürlich noch vieeeel mehr davon schossen mir durch den Kopf. Endergebnis: Gedanken 1, Schlaf 0.
Letzten Endes lief bis auf das Verladen (mehr dazu im nächsten Post) alles relativ harmlos ab. Dank meiner lieben Pflegebeteiligung und ihrer Mama und meinem Kumpel habe ich nicht ganz das gackernde Huhn gespielt und war zum Glück relativ ruhig –  auch wenn sie mir wohl am liebsten den Mund zugenäht hätten!
Als Pony dann endlich in der neuen „Box“ stand, strafte sie wie bei jedem Umzug bisher meine Sorgen mit absoluter Futterdankbarkeit. „The same procedure as every time, Falka!“, scheint sie sich zu denken und marschierte schnurstracks zum Heu, nahm eine große Nase davon und war damit offiziell eingezogen. Ebenso heute Morgen: Dank der frischen Wurmkur muss sie gerade noch in der Box bleiben, während die anderen rausgehen (außer einem kranken Nachbarn, zu dem sie engen Kontakt haben kann). Die Pferdepflegerin erzählte mir, dass sie ein wenig pflichtbewusst nach den anderen gerufen hat (schließlich sollen die anderen ja denken, sie seien einem sehr wichtig!), dann aber den Kopf ins Heu gehauen und genüsslich gefuttert hat – DAS ist mein Pony! Man lege ihr einen Haufen Heu hin und sie zieht überall ein. Ich glaube aber, bei mir funktioniert das auch…

 

„Leck die Ziege“ oder „Warum Alpakas treiben in Peru auch eine Option wäre“

„Leck die Ziege!“
Ich stehe schon wieder in einem Loch mit Schlamm. Es scheint ein eingebautes schwarzes Loch zu haben – zumindest ist mein Fuß gänzlich weg. Praktisch, jetzt weiß ich, wo ich ungeliebte Feinde los werde. Natürlich sollte ich sie vorher zerstückeln, mein kleines Löchlein ist nicht allzu groß. Über diesen Umstand kann ich noch lachen – nachdem ich meinen Stiefel rausgezogen hab. Chessy ist dabei keine große Hilfe, sie glotzt nur kauend herüber. Ich glaube sogar, dieses hinterhältige Ding betet, dass ich es nicht nach draußen schaffe. Aber es wäre doch gelacht, wenn mich dieses kleine Schlammloch davon abhalten würde, heute mit ihr zu arbeiten! Oder wenn es der Schneeregen tun würde, der gerade pünktlich und unangekündigt aus dem strahlend blauen Himmel fällt…
Mir ist aufgefallen, dass ich unglaublich viele Schimpfwörter benutze, wenn ich im Stall bin. Wahrscheinlich hat sich mein Repertoire sogar erweitert seit ich ein Pferd habe. Und ja, ich frage mich auch, ob das meinem Blutdruck so gut tut.
Es ist aber auch einfach ständig irgendwas. An einem Sonntag, an dem man eh schon müde ist, weil man im Gegensatz zu der ganzen Nichtreiter-Welt um sieben aus dem Bett gefallen und ohne Frühstück aufs Rad gestiegen ist, ist natürlich der Wasserbottich leer. An sich keine schlimme Sache, unser Schlauch liegt ja direkt daneben. Schade nur, dass das Wasser darin über Nacht gefroren ist und man nun in den Keller des Hauses laufen, Kanister füllen, nach oben schleppen und auskippen muss. Weil wir eine große Tränke haben, geschieht das Ganze mindestens zweimal. Schon hier fängt es damit an, dass ich leise schimpfe wie ein Rohrspatz. Das nächste Mal fange ich damit an als ich entdecke, dass niemand den 150kg Rundballen an seinen Platz gerollt hat. Ich mache mich auf den Weg und murmele so etwas wie „Dreckmistverdammter…“
Solche Flüche stoße ich auch immer aus, wenn Pony den Strick zerstört (umkippende Gießkannen sind ja auch Horror!), sich mal wieder in die Litze gehängt hat oder einfach im Training das Tor ansteuert und ich es quasi davon abkratzen muss. Dabei schnellt mein Blutdruck in ungeahnte Höhen. Und weil ich es nicht am Pony auslasse, muss ich eben fluchen. Das kennen alle auf dem Hof schon von mir und fühlen sich schon lange nicht mehr angegriffen. Ich fürchte, ich kann nicht mehr umziehen, sonst muss ich das allen erneut erklären.
Oder ich schule gleich ganz um: Peru zum Beispiel soll schön sein, da gibt es auch keine plötzlichen Schneeregen. Vor allem gibt es da Alpakas, die sind flauschig und gemütlich. Und ich kann Ponchos aus bunter Alpaka-Wolle tragen! Aber das Fluchen würde ich wohl doch vermissen…. Also auf in den Stall und Rundballen rollen!

Der Anfänger und das rohe/angerittene Pferd oder „Warum Matsch fressen auch dazu gehört“

Immer wieder lese ich den Satz: „Reitanfänger gehören nur auf Schulpferde!“ und jedes Mal schäme ich mich in Grund und Boden oder halte lieber meine Klappe. Denn: Chess ist angeritten. Nicht mehr und nicht weniger. Und ich reite seit etwa zwei Jahren. Richtig, ich bin Anfänger und habe ein angerittenes Pferd. Das Ganze stellt uns auch immer wieder vor Herausforderungen, keine Frage! Zum Beispiel, wenn wir beide nicht wissen, was wir wollen. Ich will die Ecken ausreiten und sie versteht nicht, was der Schenkel da soll. Sie läuft in Außenstellung, ich bin verwirrt. Aber wenn wir gute Tage haben (ich spreche bewusst von wir, denn dieses Pferd ist so viel mehr Spiegel von mir als jedes Pferd, das ich jemals kennengelernt hab!), Dann scheint der korrekte Weg überhaupt nicht so fern. Natürlich handel auch ich mal impulsiv und werde ärgerlich, aber wenn ich mich erinner, dass uns keiner hetzt, dann ist alles halb so wild.
Ich will damit nicht behaupten, dass es immer eine gute Idee ist! Jeder Anfänger ist anders, vor allem auch im Tempo. Und nicht jedes Pferd ist ein Pferd für einen Anfänger. Chess ist es. Und ich habe das riesige Glück, dass ihre Vorbesitzer sie mir anvertraut haben, obwohl ich Anfängerin bin. Sie ist mein Spiegel, mein Seelenpony. Ohne sie würde ich noch immer im Schritt heulend auf Schulpferden dümpeln. Sie nimmt mir die Angst.
Und noch mehr riesiges Glück habe ich, dass ich ein Umfeld habe, das mich bei Unsicherheit, Fragen (Pony guckt komisch, ob es vielleicht gleich umkippt?!) Und sonstigem nie im Stich lässt. Ich habe ein wunderbares Team von Osteo, Zahnärztin, Tierärztinnen, Stallkolleginnen und bester Freundin/Bereiterin/Trainerin/Arschtreterin/Motivatorin. Kein Problem wird mit Doktor Facebook gelöst. Selbst meine Mama gibt fleißig Ratschläge, auch wenn ihr die Materie fremd ist.
Anfänger auf angerittene/rohe Pferde? Kann funktionieren. Aber nur mit dem richtigen Team, dem richtigen Pferd und dem Willen, seinen Arsch durch den fettesten Schlamm zu ziehen. Nerven wie Drahtseile braucht man meist auch. Und Entspannung. Niemand hetzt euch – außer ihr selbst 😉 Es werden Kommentare kommen. Viele. Unendlich viele! Und die meisten werden nicht positiv sein! Aber dafür eignet ihr euch am besten ein dickes Fell an!
In diesem Sinne: Go for it – aber NIEMALS alleine!

„Stopf schneller!“ oder „Ich bin der Sklave meines Ponys“

Langsam hebe ich den Kopf. So kann ich nicht über die Palette schauen, die hinter dem Berg Heu senkrecht steht. Doch auch wenn ich schon spüre, was mich erwarten wird, hebe ich meinen Kopf, lasse den Heusack sinken – und werde sofort bestraft. Zwei durchdringende, dunkelbraune Augen starren mich fordernd an. Mein Blick weicht ihnen aus, weiter nach oben. Die Ohren sehen puschelig aus. Okay, sie sähen puschelig aus. Aber auch nur, wenn nicht auch sie irgendwie vorwurfsvoll aussehen würden. Jeder Muskel dieses Ponys sagt: „Stopfen, nicht glotzen!“ Selbst über die Entfernung höre ich das missbilligende Schnauben. Hastig mache ich mich daran, den Heusack endlich voll zu machen, ihn schnaufend auf den Rücken zu heben und ihn zum Paddock zu wuchten.

Zufrieden, das Terrormonster erst einmal abgelenkt zu haben, schnappe ich mir die Mistgabel und die Schubkarre und beuge mich über den ersten Misthaufen. Plötzlich spüre ich heißen Atem in meinem Nacken. Ein durchdringendes „Pfffff“. Fast traue ich mich nicht, mich zu bewegen, geschweige denn, mich umzudrehen. Doch ich tue es. Wieder diese fordernden Augen. Dieses Mal wandert mein Blick aber nicht zu den Ohren des Vorwurfs, sondern an dem dicken Etwas da vor mir vorbei, quasi um die Ecke. FlatschFlatschFlatsch Es. dampft. Mein Blick gleitet wieder nach vorne. Ihren Blick könnte ein Teenager im schönsten Ghetto-Style nicht besser hinbekommen. „Den kannst du auch gleich wegmachen.“

Nachdem ich brav alle meine Arbeiten erledigt und meinem Pony auch ihr Drei-Gänge-Menü zubereitet habe, möchte ich auch nochmal ein bisschen was von meinem Pferd haben. Mit Halfter hinter dem Rücken, zuckersüßer Honigstimme auf den Lippen betrete ich wieder den Paddock. Vor meinen Augen schmeißt sich das dicke Etwas in den Schlamm, natürlich in bester Action-Film-Slow-Motion. Nirgends ist Schlamm. Außer dort. Und ich hatte natürlich die Decke schon abgemacht.

Ganz leise fange ich an zu weinen. Ich schließe das Tor, gehe zurück in die Sattelkammer und hänge das Halfter an den Haken. Das Hoftor geht mit einem Quietschen hinter mir zu. Ich schwinge mich aufs Fahrrad. Über mir ergeht sich ein Wolkenbruch. Morgen früh werde ich gewinnen!

Futterkontrolle, einmal die Futterschalen, bitte!

Pony wird krank oder „Wie, du fährst am Wochenende weg?“

Eigentlich wollte ich heute ein bisschen über das alltypische Gefrage auf Facebook nach allem Möglichen das Pferd betreffend schreiben, dann meine Tasche packen und mal das Wochenende ohne Pony „genießen“.

Leider scheint eben dieses Pony mitbekommen zu haben, dass ich weg will. Und das mag sie gar nicht. Prompt verkühlt sie sich und holt die Tierärztin ran. Gott sei Dank ist es wirklich nur verkühlt und bis auf erschwerte Atmung beeinflusst es sie auch überhaupt nicht. Dank meiner Freundin kann ich also doch zumindest ein bisschen wegfahren, auch wenn die Sorge bleibt. Ich halte euch auf dem Laufenden und hoffe, dass sie weiter so gierig auf ihr Medikament bleibt – heute wurde sogar die Schüssel nochmal abgeräumt!

Meine Tierärztin und ich haben inzwischen die Theorie, dass die Hexe einfach nur an die Leckerlis will, die es immer gibt, wenn die Frau mit der Spritze und dem Transporter kommt!

Eskadron-BlingBling oder „Warum mein Pferd eine Modepuppe ist“

„Du hast dein Pferd doch nur, um es auszustatten!“

Diesen Satz höre ich öfter. Ich lese ihn auch des Öfteren über andere, sobald sich mal jemand freut, dass die Schabracke passend zu den Bandagen zum Pferd passt. Meine Hexe trägt keine Bandagen. Und doch höre ich es ständig. Dabei habe ich gar nicht so viele Dinge, die „modisch“ einen Zweck haben…

An Trensen habe ich zwar mehr, doch alle haben einen anderen Zweck (Sidepull, Wandereithalfter mit ausklippbaren Gebissriemen). Lediglich mein englisches Reithalfter habe ich zweimal: Einmal in klassisch schwarz und weiß unterlegt und einmal in einem hellgrau in weiß unterlegt. An Schabracken und Decken (Achtung! Modeaustattung!) besitze ich lediglich fünf Stück. Zwei sind von Equest (Pummel in gedeckten Farben), zwei sind Eskadron (eine Ornaments und eine Feather). Eines ist eine selbstgenähte, weil ich das mal ausprobieren wollte, und die letzte ist quasi eine Leihgabe, ist also auch keine Anschaffung. Zu den beiden Schabracken von Equest kommt eine Abschwitzdecke, zu den Eskadron-Schabracken auch jeweils die passende und noch eine von Eskadron, die meine Hexe von meinem Pflegepony geerbt hat. Ihr seht, ich bin noch gar nicht so schlimm, wie so manch anderer, der jede Kollektion dreimal im Schrank hat. Und doch, mir wurde auch vorgeworfen, mein Pferd sei eine reine Modepuppe.

Ja, ihr habt mich erwischt. Ich gebe jeden Monat 300€ für Stall, Futter, Medikamente, Schmied etc. aus, investiere Stunden an Zeit, wenn es beispielsweise nur darum geht, die Puschel zu kürzen, um die Mauke zu behandeln, nur um dann das Pferd mit Schabracken und Co. von Eskiiii auszustaffieren. Gearbeitet wird das Pferd nicht – ich muss schließlich Fotos für Trendgruppen auf FB machen! Regentage nutze ich nicht für Weiterbildung zuhause, nein, ich fahre ins nächste Geschäft und campiere davor, nur weil die neue Kolli rauskommt. Ertappt.

Letztendlich wird es mein Pferd auch umbringen, wenn es dieses erniedrigende Pummeleinhorn auf seiner Abschwitzdecke hat. Ich meine, hallo?! Der Wallach, der eh nicht mehr zum Zug kommt und der immerhin auf den Reitplatz gucken kann, könnte sie auslachen oder gar verschmähen, wenn es darum geht, mit Platzpatronen zu schießen! Oder die Stuten könnten vielleicht auf die Idee kommen, sie aus der super-hippen Mädelsclique auszuschließen. Diese Demütigung! Und alles nur, weil ich mein Pferd als Modepuppe missbrauche! Ich bin doch so ein schlechter Mensch. Genauso schlecht bin ich aber, wenn ich nichts von Eskadron habe! Und das sogar aus den selben, oben genannten Gründen. Na was denn nu?!

Ganz klar bleibt einfach ein Leitsatz: Nur wer seine Schabracken noch vom Urururururgroßvater hat, der liebt sein Pferd. Jawohl!

(Trägt ein NoName-Halfter vom großen K – wird damit bestimmt auch ausgelacht oder wird schlimm krank davon!)

Ich brauche einen Regenanzug oder „Warum wollte ich nochmal Offenstall?“

Man nenne mich naiv. Ich habe tatsächlich der Wettervorhersage geglaubt. Jaja, ich weiß, lacht mich aus. Aber ich habe ihr vertraut! Also klingelt mein Wecker um 8 Uhr am heutigen Morgen, eine Uhrzeit um die sich meine Nicht-Reiterfreunde noch genüsslich umdrehen. Ich hab heute mal ausgeschlafen. Draußen ist allerdings das genaue Gegenteil vom angesagten Sonnenschein zu sehen: Es ist grau und nieselt. Pah, es nieselt, das kann gar nicht so schlimm sein! Man sollte meinen, ich bin seit gestern auf der Welt. Reithose an und ab aufs Fahrrad. Denn ich habe einen Offenstall, zu dem Samstags kaum Busse fahren. Aber wir sind nicht aus Zucker und der Nieselregen, der bereits nach fünf Minuten meine Sweatshirtjacke und meine Hose durch hat, der sagt seinem Freund, dem Wind, bestimmt auch bald, dass er aufhören soll. Während das Mantra: „Ich liebe mein Pferd.“ bereits in Dauerschleife durch meinen Kopf läuft, wird mir immer klarer, dass Pony mir was husten wird, wenn ich heute ihre Puschel wegen der Mauke waschen will. Dann gibt es eben nur Training.
Im Stall angekommen, begrüßt mich bereits ein klitschnasses Pferd, das mir mit einem Blick unmissverständlich deutlich macht, was es davon hält, von der Weide geholt zu werden. Und dann regnet es auch noch! Ich muss des Wahnsinns sein! Nicht, dass sie auf der Weide vollkommen im Regen stand und es sie überhaupt nicht interessierte. Jetzt tut es das!
Im Training klebt uns beiden der Pony im Gesicht, aber ich habe das definitive Gefühl, dass ich ein größeres Problem damit habe… Sei’s drum, die Bodenarbeit lief traumhaft – die Ankündigung von liebevoll gemischtem Zusatzfutter war wohl doch ein guter Ansporn für den futterdankbaren Tinker.
Um noch zu beweisen, dass ich wirklich trotz Dauerregen nicht aufgegeben habe, versuche ich, mich mit dem Quadratkopf noch auf ein Selfie zu quetschen, aber dieser hat nur noch die Weide im selbigen, so dass mein Plan damit endet, dass mein Handy nach glorreicher Kopfnuss sein erstes Schlammbad nimmt. Okay, dann gibt es halt endgültig Feierabend. Ich bin ja eh schon wie ein Schwamm vollgesogen. Ab auf den anderen drahtigen Esel und vom Fahrtwind noch einmal richtig abkühlen lassen. Als ich vor der Wohnungstür absteige, bricht gerade die Sonne durch die Wolken. Ich glaube, sie grinst sogar hämisch…

Lady Chestnut oder „Das Monster im Puschelpelz“

Bevor man auf andere schimpfen darf, soll man ja Steine nach sich selbst schmeißen und das tue ich hiermit. Natürlich bleiben weder mein Pony noch ich davon verschont. Heute ist aber erst einmal die Dicke dran.

Wir sind seit dem 18.04.17 zusammen und ich hab mich auf den ersten Blick in diese Knutschkugel verliebt! Auf die Warnungen, dass ich ein ganz spezielles Pferd bekommen würde, wenn ich sie kaufe, hab ich einfach mal geflissentlich gepfiffen.

Es fing schon mit dem Kennenlernen an. Madame ist definitiv der Meinung, dass ihr Hintern schön ist und Heu selbstverständlich das Wichtigste auf dieser ganzen weiten Welt. Sie vom Heu wegzuholen erinnert mich immer an Frauencatchen – schön ist das natürlich im Winter, wenn der Paddock auch noch an eine Arena dafür erinnert. Nachdem ich dann die ungefähr fünf Zentimeter dicke Schlammkruste aus dem Winterfell gekratzt habe und nun selbst aussehe, als hätte ich mich im Schlamm gewälzt, guckt Pony immer unschuldig drein, fast so, als hätte der Schlamm sie angegriffen und sie könnte nichts für den Dreck!

Diesem elenden Tinkerblick kann ich einfach nicht widerstehen. Also gibt es ein Küsschen auf die Ganasche oder neben die Nüster. Das ist alles okay, solange die Herde nicht dabei ist – dann bekomme ich eine Kopfnuss. Oder auch zwei.

Wenn ich mich dann an die Hinterhufe mache, nachdem ich einseitig schon ein blaues Gesicht habe, ist Madame die Scheinheiligkeit in Person. Sobald der Huf aber auf einer bestimmten Höhe ist, höre ich ein leises „Pffff“. Der Gestank daraufhin verrät, dass mir mal wieder auf den Kopf gefurzt wurde.
Diesbezüglich hat sie noch einen anderen Trick auf Lager. Man kann nämlich nicht im Paddock äppeln. Auch nicht am Putzplatz. Nein, wir machen das nach etwa zwei Runden mitten auf den Hufschlag, an der hintersten Ecke des Reitplatzes. Kurz bevor es in Strömen regnet. Und gewittert. Ich glaube, die riecht, wenn ich komme und hält das extra zurück! Doofe Nuss!

Naja, die typische Futterdankbarkeit eines Tinkers hat sie natürlich auch. Bei der Arbeit ist Bewegen die Sache der anderen, aber wenn es um Futter geht, ist Stuti die erste, die Gewehr-bei-Fuß steht.

Trotz allem (oder gerade deswegen?) liebe ich dieses dicke Tier, das einfach echt zu mir gehört.

Willkommen beim Master of Desaster

Hallo und Moin!

Manchmal fühlt man sich doch auf dem Ponyhof wesentlich mehr wie in einem Haufen von Irren als im täglichen Alltag ohnehin schon. Als wäre das nicht genug, haben die Gäule dazu meistens auch den Schuss nicht gehört. Im Gegensatz zu ihren Besitzern könnte man das bei denen allerdings noch wegbekommen. Bei den dazugehörenden Zweibeinern ist Hopfen und Hafer verloren.

Natürlich sind wir selbst auch nie frei von diesen irren Macken, bei denen andere den Kopf schütteln – und wir hinterher auch. Auch von denen berichte ich hier, nehme sie auseinander und pendel regelmäßig die Farbe meiner Schabracke für Chess, mein Tinkerpony, aus.

Viel Spaß mit uns und willkommen in der IrrenanSTALLt 😉

Der alltägliche Wahnsinn mit Pferden und ihren noch wahnsinnigeren Menschen